16. Juni 2022 Lena Tovar

Runde Sache

Wenn schon Plastikabfall, dann bitte mit Recycling. Immer mehr Bewohnende der ABZ sammeln ihre Plastikabfälle im sogenannten Sammelsack und engagieren sich so für die Kreislaufwirtschaft.

Jede zweite Woche verschickt Anna Unterrassner eine Erinnerung in die WhatsApp-Gruppe: Mittwoch ist es wieder soweit, der Sammelsack wird in der Siedlung Sihlfeld abgeholt. Dann ist es Zeit, die Sammelsäcke voller wertvoller Plastikabfälle an die Sammelstelle zu bringen. «Durchschnittlich stehen hier um die 35 Säcke», sagt Anna Unterrassner und zeigt neben die Tonnen für Bioabfälle. Sie gehört zu den Initiatorinnen des Plastik-Recyclings in der Siedlung Sihlfeld. Ihre Familie sammelte bereits, als das System noch nicht in der ABZ eingeführt war.

Seit 2020 recycelt die ABZ mit dem Sammelsystem «sammelsack.ch» von InnoRecycling, einem der grössten Plastik-Recycling-Unternehmen der Schweiz. Nach erfolgreichen Pilotprojekten in den Siedlungen Kanzlei und Wacht 2019 haben sich bis heute weitere Siedlungen dem Recyclingsystem angeschlossen: Birchstrasse, Entlisberg 1 und 2, Herrlig, Mühlebach, Neugasse, Toblerstrasse, Waidfussweg, Lommisweg und eben Sihlfeld.

Auf dem Sammelsack sind jene Kunststoffarten aufgedruckt, die mit ihm recycelt werden können.

So funktioniert’s

Das Prinzip ist einfach: Die Bewohnenden entsorgen Haushaltsplastik separat im sogenannten Sammelsack. Welche Kunststoffarten in den Sack dürfen, ist auf ihm aufgedruckt – von Plastiksäcken aus Polyethylen (PE) bis zu Lebensmittelverpackungen aus Polypropylen (PP). Alle zwei Wochen werden die Säcke an der dafür vorgesehenen Sammelstelle abgeholt – ein besonderer Service, den die ABZ aufgrund von vielen teilnehmenden Siedlungen anbieten kann. Normalerweise müssen Sammlerinnen und Sammler ihre Säcke selbst zu einer öffentlichen Sammelstelle bringen. Aus den Haushaltskunststoffen entsteht dann in einem mehrstufigen Verfahren Regranulat, das wieder eingesetzt werden kann, zum Beispiel für Rohre.

«Haushaltsplastik hat den Vorteil, dass es hochwertig und damit sehr gut für das Recycling geeignet ist.»

Stefanie Gubler, Fachspezialistin Ökologie bei der ABZ

«Haushaltsplastik hat den Vorteil, dass es hochwertig und damit sehr gut für das Recycling geeignet ist», erklärt Stefanie Gubler, Fachspezialistin Ökologie bei der ABZ. Es sei schlicht zu schade, leere Shampooflaschen oder Joghurtbecher zu verbrennen wie es beim normalen Hauskehricht geschieht. Stefanie Gubler unterstützt die Bewohnenden bei fachlichen Fragen rund ums Plastik-Recycling und organisiert die initiale Koordination mit InnoRecycling, sobald eine Siedlung am Sammelsystem teilnehmen möchte.

Melden sich Interessierte bei der Geschäftsstelle, unterstützt die Siedlungs- und Quartierarbeit. Bei einem Treffen wird geklärt, wie das Sammeln in der Siedlung gelingen kann. «Die Siedlungen der ABZ sind total unterschiedlich. Was in der einen gut funktioniert, ist allenfalls in einer anderen eher unpassend», erklärt Valerie Zimmermann von der Siedlungs- und Quartierarbeit. Sie und das Team helfen beim Aufgleisen der Plastiksammlung. Dabei ist es wichtig, dass mindestens eine Person nachhaltig Verantwortung übernimmt und ein Auge darauf hat, dass die Säcke korrekt an der Sammelstelle deponiert werden. Ausserdem müssen mindestens zehn Haushalte mitmachen. Das ist auch Stefanie Gubler ein Anliegen: «Für eine positive Ökobilanz muss auch die Abholung berücksichtigt werden. Die fällt natürlich besser aus, je mehr Säcke pro Fahrt abgeholt werden können – anstatt dass einzelne Säcke zum Wertstoffhof gebracht werden. Es darf kein Plastik-Tourismus entstehen.»

2021 haben die Bewohnenden der ABZ 2400 Sammelsäcke gesammelt und damit 13 Tonnen CO2-Emissionen und 6900 Liter Erdöl eingespart.

Dass es zuweilen etwas Einsatz bedarf, weiss auch Anna Unterrassner. Sie erinnert sich an viele zur falschen Zeit deponierte Säcke: «Erst am frühen Morgen am Tag der Abholung dürfen die Säcke am Sammelort abgestellt werden, damit keine Tiere angelockt werden und der Zugang zu den Grüncontainer gewährleistet bleibt. Zu Beginn hat das nicht funktioniert – das war sehr mühsam.» Auch Bewohnende aus dem Quartier haben unerlaubt ihren Kehricht zu den Sammelsäcken gestellt. Mit Aufklärungsarbeit, viel Geduld und einem kleinen Schild, dass den Platz nun als Sammelplatz für ABZ-Bewohnende ausweist, sind diese Hürden nun mehr oder weniger passé.

Das Hinweisschild in der Siedlung Sihlfeld, das die Sammelstelle nur für ABZ-Bewohner/innen ausweist.
Erst am Morgen des Abholtags darf der Sammelsack am Sammelort deponiert werden.

13 Tonnen weniger CO2-Emissionen

Ein Blick in die Statistik der InnoRecycling zeigt, dass sich der Einsatz gelohnt hat: 2021 haben die Bewohnenden der ABZ 2400 Sammelsäcke gesammelt und damit 13 Tonnen CO2-Emissionen und 6900 Liter Erdöl eingespart. Schweizweit wurden mit dem Sammelsack insgesamt 6688 Tonnen Plastik gesammelt, was eine Einsparung von unfassbaren 19’000 Tonnen CO2-Emissionen und 10 Millionen Liter Erdöl ergibt.

Das hat auch die Stadt Zürich überzeugt, die im Sommer 2022 eine Pilotphase des Sammelsacks mit der Migros als Partnerin beginnt. Das Konzept bleibt gleich, nur werden die Säcke nicht abgeholt, sondern müssen in ausgewählten Migros-Filialen abgegeben werden. Für Siedlungen mit einer Migros in der Nähe, könnte dies in Zukunft neue Optionen eröffnen. Die ABZ freut sich über weiteren Zuspruch für den Sammelsack, auch wenn Plastik-Recycling insgesamt keine falschen Anreize setzen sollte: «Natürlich ist unser Ziel, möglichst wenig Plastikabfälle zu produzieren», fasst Stefanie Gubler zusammen. Doch auf dem langen Weg in eine plastikfreie Welt ist der Sammelsack ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Recyceln mit dem Sammelsack

Interessierte aus den Siedlungen, die auch mit dem Sammelsack recyceln möchten, können sich gerne beim ABZ-Service melden:

Montag bis Freitag 8–17 Uhr
Telefon: 044 455 57 57
E-Mail: info@abz.ch

Fotografie
Lena Tovar

Lena Tovar

Mag Menschen, Magazine und Sommertage in der Badi. Reist am liebsten mit dem Zufall. Ist für die ABZ als Freelancerin unterwegs.

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