8. Februar 2020 Martin C. Müller

Artenvielfalt durch magere Böden

Lebendige Trockenstandorte mit Sand, Kies und Schotter – so fördert unser Gärtnerteam einheimische Fauna und Flora.

Schon lange kennen unsere Gärtner den ökologischen Mehrwert von mageren Böden. Diese zeichnen sich durch ihre Armut an Nährstoffen, vor allem Stickstoff, aus. Warum ist es so wichtig, sogenannte kiesige Ruderalflächen oder Magerwiesen zu fördern?

Die Antwort leuchtet ein: Durch extensive Landwirtschaft in der Schweiz sind grosse Teile des Bodens «überdüngt». Ein bedeutender Anteil einheimischer Pflanzen und Tiere kann mit übersättigten Böden nicht viel anfangen und ist auf mageren Boden angewiesen.

In unserer Siedlung Wipkingen entsteht eine Ruderalfläche.
ABZ-Gärtner Reto Moser legt Wert auf Biodiversität.

Sand- und Kiesflächen sind nicht unbewohnt. Hier leben Kleinlebewesen wie Ameisen und Käfer. Erblühen die Pflanzen, locken sie Schmetterlinge an. Einige Wildpflanzen sind wahre Hungerkünstler – so genannte Ruderalarten. Ihre Samen sind Futter für Vögel, wie den Distelfink, oder Insekten. Wer Ruderalflächen anlegt und so neue Lebensräume schafft, leistet einen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität. Viele Pflanzen- und Insektenarten finden so Plätze – auch mitten in der Stadt – die ihren Lebensbedingungen entsprechen. Weil solche Orte zum Verweilen und Beobachten einladen, bereichern sie auch uns Menschen.

Ein Distelfink

In folgenden unserer Siedlungen erstellen wir zurzeit Magerwiesen oder kiesige Ruderalflächen:

  • Wipkingen
  • Entlisberg 2
  • Wiedikon
  • Schaffhauserstrasse
  • Ottostrasse
  • Toblerstrasse
  • Waidfussweg 1
  • Regina-Kägi-Hof
  • Ruggächern
  • Wolfswinkel

«Bis eine Blumenwiese mit grosser Artenvielfalt entstehen kann, braucht es mindestens zwei bis drei Jahre nach der Ansaat.»

Reto Moser, Gärtner bei der ABZ
Magerwiese am Entlisberg nach zwei Jahren

Auch kleinflächige Magerstandorte sind möglich.

Im Gegensatz zu Wiesenpflanzen bilden Pflanzen, die magere Böden bevorzugen, keine geschlossene Pflanzendecke, sondern lassen Lücken mit offenem Boden. An sonnigen Standorten bieten Ruderalflächen deshalb geschützte und warme Bodenstellen, wo Tiere wie Eidechsen oder Insekten sonnenbaden, sich aufwärmen oder nisten können. Die Stängel von mehrjährigen Pionierpflanzen sind oft hohl oder markhaltig. Wildbienen und anderen Wirbellosen dienen sie als Nist- und Überwinterungsplätze, sofern sie über Winter stehen gelassen werden. Ruderalflächen sollten deshalb nicht jedes Jahr gemäht werden.

Naturnahe Lebensräume für einheimische Tier- und Pflanzenarten werden – vor allem im Stadtgebiet – immer rarer. Dabei sind Trockenflächen mit regionaltypischen Wildstauden pflegeleicht und mit kleinem Aufwand angelegt. Das Resultat: Ein summendes, zirpendes, duftendes Paradies direkt vor der Haustür.

Quellen: WWF / Wikipedia / Wikimedia

Martin C. Müller

Lieblingsfarbe bunt. Bei der ABZ für (digitale) Kommunikation und Projekte zuständig.

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