10. März 2020 Ingrid Diener

Eine blitzblanke Wohnung

Prächtig aufgeräumt ist dieses Wohnzimmer in der Siedlung Owenweg. Die Bücher sind im Regal links alle sauber eingeordnet, die Sitzecke ist einladend hergerichtet, der Wohnzimmertisch scheint frisch abgestaubt und die Pflanzen verleihen dem Raum eine gemütliche Atmosphäre. Ob die Bewohnerinnen oder Bewohner dieser vier Wände wohlweislich aufgeräumt hatten aufgrund der sogenannten Wohnungskontrolle? Wir wissen es nicht. Möglich ist es aber, denn diese Hausbesuche fanden bis in die 1990er-Jahre statt und das Foto wurde zwischen 1947 und 1990 aufgenommen.

Mit diesen Hausbesuchen kontrollierte die ABZ-Geschäftsstelle, ob die Wohnungen aufgeräumt, gut gelüftet, sauber und entstaubt waren. Jedes Jahr klingelten ABZ-Mitarbeitende dafür an der Haustür – mit Voranmeldung. Entsprechend viel gab es für die Bewohnerinnen und Bewohner vor dem Besuch zu tun. Schweisstreibend waren die Aufräum- und Putzarbeiten jeweils, denn das Haus musste blitzblank sein, von der Kommode bis zum Fensterladen. Die vier Wände in Schuss zu bringen, lag oft in den Händen der Frau. Mit der Zeit veränderte sich jedoch ihre Stellung und frau wollte und konnte nicht mehr «nur» Hausfrau sein. Damit nahm auch die Bedeutung eines tadellos sauberen Daheims ab. Die ABZ-Geschäftsstelle setzte auf die Eigenverantwortung der Bewohnerinnen und Bewohner und verzichtete fortan auf die Wohnungsbesuche.

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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