19. März 2020 Ingrid Diener

Freiwilliges Engagement mit Wirkung im direkten Umfeld

Das Coronavirus hat unser Leben umgekrempelt, es herrscht ein Ausnahmezustand. In solchen Zeiten ist nichts wichtiger, als zusammenzurücken und füreinander da zu sein. Auch in der ABZ ist das freiwillige Engagement spürbar.

Wir erleben gerade aussergewöhnliche Zeiten: Die Welt steht scheinbar still, das Coronavirus bestimmt unser Leben. Wir müssen zu unseren Mitmenschen Abstand halten und damit zurückstecken, was heisst: kein Feierabendbier mit Freunden in der Bar, kein Sport im Fitnessstudio, kein Besuch der Grosseltern. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in einer Ansprache den Nagel auf den Kopf getroffen, indem sie sagte: «Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge.» Und obwohl wir zueinander Abstand halten, können wir als Gemeinschaft näher zusammenrücken und aktiv werden. Susanna Peyer, Leiterin Soziales und ABZ-Kultur, ist überzeugt: Freiwilliges Engagement bringt Freude. Besonders, wenn die Wirkung im direkten Umfeld sichtbar ist.

Susanna Peyer, Leiterin Soziales und ABZ-Kultur

Wie erleben Sie das freiwillige Engagement in der ABZ?

Ich schätze das Engagement in der ABZ sehr. Es ist spürbar, wie dadurch das Zusammenleben geprägt wird. Ich sehe Engagement in den Häusern, in den Siedlungen und in der Genossenschaft. Wir müssen nur die Augen öffnen: Nachbarinnen und Nachbarn helfen sich gegenseitig, Siedlungskommissionen sind Drehscheibe für Siedlungsaktionen aller Art und das Engagement kann bis ins Quartier reichen – wenn sich eine Gruppe von Bewohnerinnen und Bewohnern zum Beispiel für eine verkehrsberuhigte Begegnungszone einsetzt.

Wie beurteilen Sie das Engagement in der aktuellen Situation?

Ich sehe die grosse Unterstützung unter unseren Bewohnerinnen und Bewohnern. Indem sie beispielsweise Informationen zur Situation streuen – etwa auf unserem Online-Netzwerk WINK – oder dort direkt Ihre Hilfe anbieten zum Einkaufen, Kinderhüten oder für den Gang zu Post und Apotheke. Ich bin sicher, dass ein ähnliches Engagement auch in der analogen Welt auszumachen ist – und das über die ABZ hinaus.

Ich sehe die grosse Unterstützung unter unseren Bewohnerinnen und Bewohnern in der aktuellen Situation.

Susanna Peyer, Leiterin Soziales und ABZ-Kultur

Grundsätzlich nimmt das freiwillige Engagement jedoch tendenziell ab – auch in der ABZ?

Die ABZ-Geschäftsstelle spürt die Veränderungen teilweise ebenfalls. Das Engagement unserer Mitglieder hängt mit Lebensphase, Status und Ressourcen zusammen. Viele arbeiten hart und brauchen ihre Energie für andere Angelegenheiten oder setzen sich über unsere Genossenschaft hinaus in anderen Bereichen freiwillig ein. Auch können Uneinigkeiten eine Rolle spielen – etwa zwischen den Bewohnenden, mit der Geschäftsstelle oder wenn Erwartungen enttäuscht werden. Das kann die Menschen ebenfalls dazu bewegen, sich nicht mehr in einer festen Rolle engagieren zu wollen. Wir sollten aber auch sehen, dass neue und junge ABZ-Bewohnerinnen und -Bewohner sich regelmässig bei uns melden und mitwirken wollen. Grosses Interesse herrscht jeweils, wenn eine Siedlung ihren Gemeinschafts- oder Aussenraum neu ausgestalten kann.

Was tut die ABZ, um das Engagement zu fördern?

Wie oben angetönt, stellen wir einerseits die Rahmenbedingungen zur Verfügung – beispielsweise Gemeinschafts-, Projekt- und Aussenräume, die die Bewohnerschaft gestalten und nutzen kann. Zudem hat die ABZ-Fachstelle Siedlungs- und Quartierarbeit den Auftrag, die Mitwirkung unter der Bewohnerschaft anzustossen und zu begleiten. Andererseits haben wir erkannt, dass Mitwirkung niederschwellig möglich sein muss. In der Siedlung Glattpark zum Beispiel haben wir im Februar zum Mitwirkungswochenende eingeladen. Dort wurden die Bedürfnisse für die gemeinschaftlichen Aussen- und Innenräume auf kreative Weise mittels Basteln und Zeichnen auf einem 3-D-Modell der Siedlung abgeholt. Jede und jeder konnte das beitragen, was er oder sie konnte und wollte. Es gab keine Verbindlichkeiten oder festen Rollen.

Mitwirkung macht Spass, sie bringt Menschen zusammen, kann direkt im eigenen Umfeld etwas bewirken und ist lehrreich.

Susanna Peyer, Leiterin Soziales und ABZ-Kultur

Was bringt es Bewohnerinnen und Bewohnern, sich zu engagieren?

Mitwirkung macht Spass, sie bringt Menschen zusammen, kann direkt im eigenen Umfeld etwas bewirken und ist lehrreich. Wenn die Freude am Engagement aber fehlt, sollte man seine Aufgaben weitergeben dürfen. Schliesslich ist es freiwillig und sollte einem auch etwas zurückgeben.

So können Sie sich jetzt engagieren:

  • Machen Sie auf Ihr Hilfsangebot aufmerksam, indem Sie zum Beispiel Ihre älteren Nachbar/innen anrufen und fragen, ob Sie für sie einkaufen können.
  • Suchen Sie den Kontakt zu Ihren Mitmenschen – per WINK, Telefon, Skype, SMS oder von Balkon zu Balkon.
  • Informieren Sie sich, zum Beispiel unter hilf-jetzt.ch.
  • Nutzen Sie digitale Alternativen und helfen Sie Menschen, die dabei Unterstützung brauchen.
  • Schmieden Sie bereits heute Pläne für ein grosses Fest mit Freunden, Familie und Nachbarschaft, wenn alles vorbei ist.

Fotografie
ABZ, Reto Schlatter

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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