15. April 2020 Zora Schaad

«Wie eng Wohnen und Leben zusammenhängen»

Wenn Eveline Bader mit den Bewohnerinnen und Bewohnern über Umsiedlungsgesuche spricht, geht es oft ans Eingemachte: um Geburten, Trennungen oder das Älterwerden.

Zweimal in der Woche ist der Stützpunkt Balberstrasse geöffnet. ABZ-Bewohnerinnen und -Bewohner können dann persönlich vorbeikommen. Und während sich einige bei Eveline Bader nur erkundigen wollen, ob der Blumentopf vor dem Fenster oder das Mofa im Hinterhof erlaubt seien, haben andere grossen Redebedarf. «Manche schütten richtig ihr Herz aus. Dabei zeigt sich, wie eng Wohnen und Leben zusammenhängen.» Wenn Paare zusammenziehen oder sich trennen, Kinder auf die Welt kommen oder flügge werden oder Gebrechen im Alter das Treppensteigen schwierig machen, klopfen die Genossenschafterinnen und Genossenschafter an und stellen ein Umsiedlungsgesuch. «Das sind grosse biografische Veränderungen. Für sie geht es meist um viel mehr als nur ein zusätzliches Zimmer.»

«Meine Tage beginnen um 5.45 Uhr. Ich stehe auf, mache den Kleinen und mich bereit und fahre mit dem Velo in die Kita. Dann setze ich mich in den Zug und entspanne. Um 8 Uhr bin ich am Pult.»

Eveline Bader, Vermietung und Mitgliederdienste bei der ABZ

Auch wenn ihre Arbeitstage durch diese Gespräche unplanbar werden – Eveline Bader liebt die Vielseitigkeit, die ihr die Arbeit bei der ABZ bietet. «Zuvor war ich Bewirtschafterin bei einem renditeorientierten Immobilienunternehmen. Dass der Faktor Mensch dabei auf der Strecke blieb, hat mich immer mehr gestört.»

Im Februar 2019 wurde die 30-Jährige Mutter. Während der ersten Wochen mit Baby Nils sei der Entschluss gereift, die Stelle zu wechseln. «Ich wollte explizit zu einer Genossenschaft.» Obwohl zwischen ihrem Wohnort Lenzburg und dem Büro eine Stunde Pendeldistanz liegt, hat Eveline Bader die Stelle bei der ABZ ohne zu zögern angenommen.

«Meine Tage beginnen um 5.45 Uhr. Ich stehe auf, mache den Kleinen und mich bereit und fahre mit dem Velo in die Kita. Dann setze ich mich in den Zug und entspanne. Um 8 Uhr bin ich am Pult.» Dort bearbeitet sie Umsiedlungsgesuche und Kündigungen, unterbreitet Wohnungsangebote und organisiert Besichtigungen und Vertragsgespräche. «Für die Bewohnerinnen und Bewohner von 424 Wohnungen in ‹meinen› Siedlungen in Wollishofen und Adliswil bin ich erste Ansprechperson für alles Nichttechnische.»

«Seit ich hier arbeite, suche ich viel öfter das Gespräch mit meinen Nachbarinnen und Nachbarn.»

Eveline Bader, Vermietung und Mitgliederdienste bei der ABZ

Eveline Bader ist gerne für die Genossenschafterinnen und Genossenschafter da. Doch manchmal ist sie, die in einer «normalen Überbauung zu normalem Mietzins» wohnt, auch etwas irritiert über die Ansprüche einiger ABZler. Individuelle Wünsche beim Innenausbau zum Beispiel könne sie nicht berücksichtigen. Auch dass sich Mieterinnen und Mieter mit soliden finanziellen Verhältnissen beklagen, ihre 5,5-Zimmer-Wohnung in einem Neubau sei mit rund 1800 Franken zu teuer, geht ihr nicht in den Kopf. Alles in allem ist sie jedoch begeistert vom Zusammenleben und -arbeiten in der ABZ. «Der Genossenschaftsvirus steckt mich immer mehr an», meint sie lachend. «Seit ich hier arbeite, suche ich viel öfter das Gespräch mit meinen Nachbarinnen und Nachbarn. Ich könnte mir gut vorstellen, künftig mit meiner Familie in der ABZ zu leben.»

Fotografie
Zora Schaad

Zora Schaad

Liebt Büsis, Bücher und Pommes. Verdient ihr Geld mit Buchstaben und Ideen.

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