1. Juli 2020 Ingrid Diener

Koch-Areal: höher, kompakter, effizienter

Auf dem Koch-Areal ist ein weiterer Schritt getan: Der gemeinsame Gestaltungsplan liegt auf. Er zeigt, dass am Bauprojekt der ABZ geschraubt wurde – auch in die Höhe.

Ein 85 Meter hohes Hochhaus, rund 200 Wohnungen und ein grosser Dachgarten – das sind nur einige Eckpunkte des Bauprojekts der ABZ für das Koch-Areal in Zürich. Das Ziel: Die Schaffung von gemeinnützigem Wohn- und günstigem Gewerberaum. Nun wurde der Gestaltungsplan zum Projekt eingereicht, der die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Überbauung schafft. Letztes Jahr stellte die ABZ bereits das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs vor – «Moeraki» von Enzmann Fischer Partner Architekten, Zürich.

Das Hochhaus und der Zeilenbau links, gesehen vom Dachgarten. Rechts der Gemeinschaftsraum.
Das Hochhaus und der Zeilenbau rechts davon, gesehen vom Quartierpark her.

Das Projekt entsteht in einem besonderen Quartier: zwischen Wiedikon, Altstetten und Albisrieden, ohne richtiges Zentrum, geprägt von Büros und Industrie, mit einer politischen Dimension vergangener Besetzungen und einem kulturellen Kern Namens Zirkus Chnopf. Nathanea Elte, Präsidentin der ABZ, sagt: «Es ist ein vielschichtiges Gebiet, wo die Realisierung von mehr Wohnnutzung möglich ist. Damit und mit den gewerblichen und kulturellen Nutzungen kann sich ein lebendiger Stadtteil entwickeln.»

Enzmann Fischer Partner Architekten freut es, mit einem genossenschaftlichen Bau diese Entwicklung mitzugestalten. «Uns haben besonders der Nutzungsmix mit Wohnungen und Gewerbe und das genossenschaftliche Hochhaus mit günstigen Wohnungen angesprochen», sagt Geschäftsleitungsmitglied Philipp Fischer. «Zudem fanden wir den politischen Aspekt spannend: Wir mussten uns auch mit der Besetzung des Areals auseinandersetzen.»

«Es brauchte mehr Nutzfläche zum Vermieten.»

Hans Rupp, ABZ-Geschäftsführer

20 Wohnungen mehr

Der Gestaltungsplan zeigt nun, wie sich das Koch-Areal entwickeln wird. Er zeigt auch: Das ABZ-Projekt hat sich verändert. Das Hochhaus wird drei Stockwerke höher, die Flächen der sogenannten Gemeinschaftscluster wurden reduziert, dafür werden 20 Wohnungen mehr gebaut. «Es ist normal, dass ein Siegerprojekt nach dem Wettbewerb nochmals überarbeitet wird», sagt Fischer. «Wir hatten vermutet, dass wir bei einem allfälligen Sieg das Projekt noch effizienter gestalten müssen.» Auch Hans Rupp, ABZ-Geschäftsführer, war die nötige Effizienzsteigerung bewusst: «Es brauchte mehr Nutzfläche zum Vermieten. Darüber hinaus waren die gemeinschaftlichen Räume zu gross und hätten somit leer und abweisend gewirkt. Deshalb haben wir sie kompakter gestaltet.»

Eingangsbereich im ersten Stock des Hochhauses mit Dachgarten rechts.
Gemeinschaftscluster über drei Stockwerke, verbunden mit einer Wendeltreppe.

Die Gemeinschaftscluster leisten viel für das Zusammenleben im Hochhaus. Das ist der ABZ wichtig, denn Gemeinschaft gehört zur Wohnqualität der Genossenschaft. Auch Fischer erachtet die Gemeinschaftscluster als sinnvoll. Und: Je nach Bewohnerschaft und Bespielung durch die ABZ würden sich individuelle Nutzungen der Räume bilden – «ich bin gespannt, wie das in 15 Jahren aussieht», sagt er.

Eine weitere Überarbeitung betraf die Proportionen. Das Projekt sollte sich schlanker ins Stadtbild einfügen. Gemäss Fischer wirkt das Hochhaus durch seine feingliederige Fassade und die abgestufte Silhouette zarter und wird einem genossenschaftlichen Bau gerecht.

«Ich bin gespannt, wie das in 15 Jahren aussieht.»

Philipp Fischer, Enzmann Fischer Partner Architekten

1680 Franken für 4,5 Zimmer

Der Bau eines Hochhauses ist teurer als bei einem normalen Wohnhaus. Trotzdem werden die Mieten nur etwa zehn Prozent höher ausfallen als in anderen ABZ-Neubauten. Eine 4,5-Zimmer-Wohnung wird zwischen 1600 und 1775 CHF kosten. Das ist attraktiv und wohl einmalig für ein neues Hochhaus.

Mit diesen Mieten können sich viele eine Wohnung auf dem Koch-Areal leisten. Nathanea Elte, Präsidentin der ABZ, erklärt: «Schliesslich ist es das Ziel der ABZ, für Haushalte zu bauen, die auf kostengünstigen Wohnraum angewiesen sind». Auch Menschen mit sehr tiefem Einkommen werden ein Zuhause in «Moeraki» finden – dank subventionierten Wohnungen: Rund ein Drittel wird damit noch günstiger.

Mit Ausdauer zum Hochhaus

Bis die neue Bewohnerschaft einziehen kann, werden noch einige Jahre vergehen. Frühestens 2024 wird es soweit sein. «Ich hoffe, wir können mit unserem Projekt einen Beitrag leisten zur Aufwertung dieses Quartiers», sagt Fischer. «Wir sind sehr zuversichtlich.» Bis dahin gilt es aber gemäss Rupp, Ausdauer zu haben, sorgfältig mit den finanziellen Ressourcen umzugehen und immer die Vision eines neuen, lebendigen Ortes für das Quartier vor Augen zu haben: «Die Menschen sollen hier glücklich werden», sagt er.

Visualisierungen
Enzmann Fischer Partner Architekten, Maaars

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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