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2. Juni 2025

Kühle Oasen statt Betonwüste

Mehr Hitzetage fordern die Stadt und ihre Bewohner:innen. Mit Bäumen, wasserspeichernden Belägen und fortschrittlichen Bauweisen sorgt die ABZ für Abkühlung – und setzt schon lange auf nachhaltige Lösungen.

Der Sommer 2024 war überdurchschnittlich warm und trocken. Besonders der August trug dazu bei: Er ging gemäss MeteoNews als zweitwärmster überhaupt in die Messgeschichte ein. Zürich etwa verzeichnete 15 Hitzetage, also Tage wärmer als 30 Grad, und 48 Sommertage, Tage wärmer als 25 Grad. Auch künftig wird es aufgrund des Klimawandels mehr Hitzetage geben. Gemäss Klimaszenarien CH2018 müssen wir in Zürich 2060 im Mittel mit 14 bis 21 Hitzetagen rechnen. Zum Vergleich: Zwischen 1981 und 2010 waren es erst 5.

Diese Hitze wirkt sich auf Mensch und Umwelt aus. So mindert sie das Wohlbefinden – besonders von Älteren und Kindern – und reduziert die Leistungsfähigkeit bei der Arbeit. Auch die Qualität von Boden, Wasser und Luft verringert sich, Pflanzen und Tiere leiden ebenfalls.

Handeln ist gefragt

Um die Lebensqualität aufrechtzuerhalten sowie Mensch und Umwelt zu schützen, müssen wir handeln. Diverse Massnahmen tragen im Stadtraum zur Hitzeminderung bei:

  • Bäume und Grünflächen: Bäume mit einer grossen Krone spenden Schatten, nehmen Wasser auf und lassen es verdunsten. Gemäss Stadt Zürich können Bäume an Hitzetagen die Temperatur um maximal neun Grad senken. Auch Parks sind eine wichtige Quelle für Abkühlung.
  • Begrünung von Dächern und Fassaden: Pflanzen auf Dächern und an Fassaden kühlen die Umgebung, indem sie Wasser aufnehmen und dieses verdunsten lassen.
  • Retention: Regenwasser wird im Boden oder auf Dächern gespeichert. An heissen Tagen verdunstet dieses Wasser und sorgt so für Abkühlung.
  • Wasserspiele: Springbrunnen kühlen die Umgebung und sind Orte der Erholung.
  • Helle Materialien: Sie reflektieren die Sonneneinstrahlung und reduzieren so die Aufnahme von Wärme. Sie machen Sinn bei Strassen, Plätzen und Gebäuden.
  • Lüftungsschneisen: Dabei sind Gebäude so angeordnet und gebaut, dass sie die Luft zirkulieren lassen. So findet kühlende Luft den Weg in die Stadt.
Die Stadt Zürich hat im Rahmen ihrer Strategie zur Hitzeminderung 60 Bodenbeläge getestet.

Die Stadt Zürich hat ihre Strategie zur Hitzeminderung weiterentwickelt und zwischen 2020 und 2024 40 Massnahmen umgesetzt oder initiiert. Sie hat beispielsweise die Fassade des Stadtspitals Triemli begrünt und 60 Bodenbeläge getestet. An der Giessereistrasse fliesst Regenwasser neu in Baumrabatten. Dort kann es langsamer verdunsten. Und in den städtischen Parks und Grünanlagen wurden 1800 neue Bäume gepflanzt.

Die ABZ nimmt ihre Verantwortung wahr

Neben der Stadt Zürich sind private Eigentümer:innen gefragt, ihren Beitrag zur Hitzeminderung zu leisten. Die ABZ nimmt diese Verantwortung auf unterschiedlichen Ebenen wahr: In der Siedlung Ottostrasse haben wir im Jahr 2023 700 Quadratmeter Asphalt und Betonsteine durch Kies ersetzt. So kann das Wasser versickern und bei Hitze verdunsten. Das kühlt die Umgebung. Ebenfalls für Abkühlung sorgen wird die im Herbst 2024 an der Hauswand angebrachte vertikale Begrünung. «Fassadenbegrünungen haben sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Element in der klimagerechten Architektur entwickelt und gewinnen zunehmend an Bedeutung», sagt Fabian Stutz, Fachspezialist Ökologie und Innovation bei der ABZ. Dabei gelte es, Aspekte wie Statik, Schädlinge, Unterhaltskosten, Bewässerung und Brandschutz zu beachten.

In den Siedlungen Jasminweg 1 und 2 erhöht die ABZ-Geschäftsstelle die Lebensqualität durch mehr Grünflächen, einheimische Pflanzen und Bäume.

In den Siedlungen Jasminweg 1 und 2 geht es dieses Jahr ebenfalls rund in Sachen Aufwertung. «Es handelt sich um eine recht graue Siedlung», erklärt Mirco Huber, Teamleiter Aussenraum bei der ABZ. «Sie hat somit grosses Potenzial für mehr Grünflächen. So können wir die Lebensqualität im Quartier steigern.» Zu den Arbeiten gehören der Ersatz von Asphalt durch Kies oder Grünflächen sowie das Setzen von einheimischen Pflanzen und von 46 Bäumen. Auch ist eine Mulde für Regenwasser vorgesehen, das langsam verdunstet und so die Umgebung kühlt.

Neben Aufwertungen im Aussenraum von bestehenden Siedlungen ist das Thema Hitzeminderung auch bei Neubauprojekten zentral. So ist im Koch-Quartier eine begrünte Fassade vorgesehen, zudem ein Dachgarten mit sieben Meter hohen Bäumen und einer Regenwasserzisterne. «Wir verbauen eine grosse Fläche im Koch-Quartier. Deshalb ist es uns wichtig, für ausreichend Grünflächen zu sorgen», so Giovanni Mammone, Bauherrenprojektleiter und verantwortlich für den ABZ-Bau im Koch-Quartier. Ähnlich wie im Koch-Quartier halten wir in der neuen Siedlung Leimbach Regenwasser zurück: Eine sogenannte Retentionsschicht auf dem Dach speichert das Regenwasser und gibt es in Form von Dunst an die Umgebung ab. Zudem ist der Innenhof nicht unterkellert. Das trägt dazu bei, dass die gepflanzten Bäume gross wachsen und entsprechende Kronen ausbilden können.

«Fassadenbegrünungen haben sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Element in der klimagerechten Architektur entwickelt.»

Fabian Stutz, Fachspezialist Ökologie und Innovation bei der ABZ

Wir sehen: Der Aussenraum ist ein grosser Hebel für ein angenehmes Mikroklima. Und damit es auch im Innern von Gebäuden nicht zu heiss wird, setzt die ABZ geeignete Massnahmen um. Dazu gehören ein guter Sonnenschutz an den Fenstern, bauliche Schattenspender wie Loggien und Balkone und die Möglichkeit, die Wohnung über Nacht mit Lüften auszukühlen. Letzteres spielt mit Oberflächenmaterialien zusammen, die dann die kühle Nachtluft speichern.

Im Koch-Quartier und im Rahmen der Sanierung der Siedlung Dietlikon baut die ABZ darüber hinaus eine sogenannte hinterlüftete Fassade ein: Grundsätzlich erwärmen sich Gebäude, wenn die Sonne auf viel Masse strahlt. Die hinterlüftete Fassade mindert diesen Vorgang. Der Grund: Zwischen der Wärmedämmung und der Fassade zirkuliert Luft. Das sorgt dafür, dass ein beachtlicher Teil der Sonnenwärme durch die Luftströmung abgeführt wird und das Gebäude besser vor Hitze geschützt ist.

Die begrünte Fassade des Stadtspitals Triemli
Die ABZ plant im Koch-Quartier eine begrünte Fassade.

Forschung und Innovation

Im engen Austausch mit dem Aussenraumteam und den Bauherrenvertreter:innen steht die Fachstelle Ökologie der ABZ. Sie prüft, welche Ziele die ABZ gemäss ihrer Strategie verfolgt und wie sie diese erreichen kann. Dabei taucht die Fachstelle in die Forschung ein, verfolgt aktuelle Trends und prüft Innovationen. Dazu gehören zum Beispiel Simulationen, die Kaltluftströme zwischen Gebäuden modellieren. In der Siedlung Zurlinden etwa soll ein ergänzender Neubau entstehen. Unterschiedliche Möglichkeiten sind zurzeit in Prüfung. Dabei untersucht die Fachstelle Ökologie, welche Konsequenzen dieser Neubau für die Luftzirkulation in der Siedlung hat.

Für die nächsten Jahre, so Fabian Stutz, möchte sich die ABZ am Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) orientieren. Dieser beinhaltet neben ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten auch soziale Themen. Die kommenden Bau- und Sanierungsprojekte der ABZ sollen nach SNBS geplant werden. Den Anfang macht die Siedlung Mutschellenstrasse, die dieses Jahr saniert wird.

Ein angenehmes Wohnumfeld schaffen

Die ABZ zeigt, wie sich Hitze in der Stadt wirksam mindern lässt – mit Grünflächen, wasserspeichernden Belägen und einer durchdachten Bauweise. Dank Forschung und Innovation entwickelt sie ihre Strategien zur Hitzeminderung stetig weiter. So bleibt trotz vermehrter Hitzetage in Zukunft ein erholsamer Aufenthalt sowohl zu Hause als auch im Grünen möglich.

Fotografie
Tres Camenzind, Nightnurse Images AG, Pressedienst Stadt Zürich, Reto Schlatter

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Tennis-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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