
Mehr als vier Wände
In der Siedlung Zurlinden ist mit frischen Ideen und gemeinsamer Energie ein neuer Gemeinschaftsraum entstanden, der die Nachbarschaft näher zusammenbringen soll.
Eine gemütliche Sofaecke, freundliche Pflanzen auf dem Fenstersims, ein frischer Anstrich für die Wände – die Siko der Siedlung Zurlinden hat ihren Gemeinschaftsraum neu gedacht. Die Idee dazu hatte Bewohnerin und Siko-Mitglied Aisha Fahmy. «Ich interessiere mich für das Thema Gemeinschaft, habe auch meine Bachelor-Arbeit über die Genossenschaft Kalkbreite geschrieben», erklärt sie. Sie sah Potenzial im Raum. Ihre Vision: Der Raum sollte mehr ein Treffpunkt sein – besonders im Winter. Denn die Wohnungen in der Siedlung sind klein, entsprechend fehlt der Platz für Besuch.

Im Sommer 2021 sprach sie mit anderen Bewohner:innen über ihre Gedanken und erhielt positives Feedback. Daraufhin begann die Zusammenarbeit in der Siko, dabei tauschte sie sich auch mit Bewohner:innen in der Siedlung Kanzlei aus. Sie hatten ihren Gemeinschaftsraum vor wenigen Jahren in ein Wohnzimmer verwandelt. Die Erkenntnis: Der Gemeinschaftsraum der Siedlung Zurlinden sollte einladender, einfacher zugänglich und seine Nutzung transparenter sein.
Veränderungen brauchen Zeit
Der Siko war es wichtig, bei der Umgestaltung die Bedürfnisse der Bewohner:innen zu kennen. «Wir wollten auf keinen Fall an den Anliegen unserer Nachbar:innen vorbeiarbeiten», erzählt Fahmy. Mit der Unterstützung der Siedlungs- und Quartierarbeit der ABZ stellte die Siko einen Workshop auf die Beine und gab im Vorfeld auf Plakaten im Treppenhaus die Möglichkeit, Ideen für die Nutzung des Gemeinschaftsraums zu notieren. «Viele Leute haben diese Chance genutzt, das hat uns sehr gefreut», sagt Fahmy.
Das Feedback der Bewohnerschaft war vielfältig. Manche wollten den Raum nicht zu stark öffnen, weil sie Schmutz und Lärm befürchteten, manche war die Möglichkeit von privaten Anlässen wichtig und anderen wollten ihren Gewohnheiten im Gemeinschaftsraum nachgehen können. «Für uns war es wertvoll, auch die Sorgen der Leute zu hören», sagt Fahmy. «Veränderungen brauchen Zeit, die Menschen müssen sich an Neues gewöhnen können.»
Ein gemeinschaftliches Werk
Seit rund einem Jahr ist der Gemeinschaftsraum nun Wohnzimmer und Mehrzweckraum. Die Bewohnerschaft hat ihn gemeinsam neu eingerichtet und gestrichen. Ein Kalender auf der Siko-Website zeigt die Verfügbarkeit des Raums an, ein Schlüsselkasten macht die Schlüsselübergabe hinfällig und sowohl private Anlässe als auch spontane Nutzungen haben Platz. Zudem buchen Bewohner:innen aus dem Quartier regelmässig den Raum: Eine Gruppe kommt wöchentlich Tischfussball spielen beispielsweise. Schliesslich sorgt eine Reinigungsfirma einmal pro Woche für Sauberkeit.
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Flohmarkt vom 6. April 2025 im Gemeinschaftsraum Gertrudstrasse der Siedlung Zurlinden -
Flohmarkt vom 6. April 2025 im Gemeinschaftsraum Gertrudstrasse der Siedlung Zurlinden -
Flohmarkt vom 6. April 2025 im Gemeinschaftsraum Gertrudstrasse der Siedlung Zurlinden
Aisha Fahmy ist sehr zufrieden. Das Besondere an diesem Prozess war für sie, dass sie gemeinsam mit ihren Nachbar:innen etwas verändern konnte. «Ich habe vor vier Jahren den Samen gesetzt für dieses Projekt. Der Wandel des Gemeinschaftsraums ist aber ein gemeinschaftliches Werk. Die Bewohner:innen haben viel Energie reingesteckt.»
Gemäss Fahmy sei der Gemeinschaftsraum auf einem guten Weg und die Bewohner:innen ziehen an der kommenden Mieterjahresversammlung gemeinsam ein erstes Fazit. Die Siko hat auch schon Ideen, wie der Gemeinschaftsraum noch attraktiver für die Bewohnerschaft sein könnte. Wir sind gespannt, was an der Gertrudstrasse 27 weiter entstehen wird.