1. Dezember 2020 Ingrid Diener

So heizt die ABZ

Zwei von drei Wohngebäuden in der Schweiz werden mit Öl oder Erdgas beheizt. Bei der ABZ liegt der Anteil bei 50 Prozent. Das Ziel heisst: weiter reduzieren.

In den Wintermonaten laufen unsere Heizungen auf Hochtouren – schliesslich wollen wir es warm und gemütlich in unserem Zuhause haben. Bei einer Tasse Tee lesen wir das neue Lieblingsbuch, schauen die neue Staffel der Lieblingsserie oder spielen das liebste Gesellschaftsspiel. Nur wenige machen sich wohl Gedanken darüber, woher die Wärme in unseren Zimmern kommt.

Gemäss Bundesamt für Statistik werden über 60 Prozent der Wohngebäude in der Schweiz mit fossilen Brennstoffen, also Öl oder Erdgas, beheizt – Tendenz abnehmend. Zugenommen hat seit 20 Jahren hingegen der Einsatz der Wärmepumpe, die mittlerweile fast 20 Prozent der Wohngebäude wärmt. Durch die Qualität der Neubauten und die hohen Energiestandards ist weniger Energie zum Heizen nötig, deshalb reicht die umweltfreundlichere Wärmepumpe aus. Und genau auf Umweltfreundlichkeit sollten wir setzen, denn in der Schweiz ist das Heizen für rund 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich.

Die Ölkrisen als Wendepunkt

Vor 70 Jahren, als die Erfolgsgeschichte der Ölheizungen begann, war die Umwelt noch kein Thema. Sowohl Öl wie Erdgas waren günstig und einfach zu bekommen. Erst mit den Ölkrisen in den 1970er-Jahren rückten auch alternative Energiequellen in den Fokus, denn die gestiegenen Ölpreise waren kaum mehr zu stemmen. Gleichzeitig kam das Thema Umweltschutz auf, und durch den Bericht des Club of Rome – der sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit einsetzt – das Bewusstsein für die Endlichkeit unserer Ressourcen. Das Ziel war folglich mehr Energieeffizienz und weniger Abhängigkeit vom Öl. Das ebnete den Weg für ökologischere Heizsysteme wie zum Beispiel Wärmepumpe, Fernwärme, Biogas, Solarthermie und Holzschnitzel.

Die Siedlung Glattpark bezieht ihre Energie aus dem Fernwärmenetz.

Eine breite Palette an Heizsystemen in der ABZ

Die ABZ setzt schon lange nicht mehr auf Öl, denn es ist eine endliche Ressource und heizt man damit, wird eine Unmenge CO2 ausgestossen. Reine Ölheizungen sind nur noch zwei in Betrieb. Und diese werden in wenigen Jahren ersetzt. Ebenfalls ersetzt werden in den kommenden Jahren die letzten fünf Heizungen, die mit einer Kombination aus Öl und Erdgas funktionieren: Das Öl dient als ergänzende Energiequelle für die Spitzenlasten beim Heizen. «Und wir arbeiten daran, diese Ölspitzen durch Gas zu ersetzen», sagt Stefanie Gubler, Fachspezialistin Ökologie bei der ABZ. Reine Erdgasheizungen sind in 33 ABZ-Siedlungen in Betrieb, sie enthalten allerdings bis zu 40 Prozent Biogas. Biogas ist teurer, aber nachhaltiger, denn es entsteht bei der Vergärung von Grüngut und Speiseresten. Gleichzeitig handelt es sich dabei aber um eine Zwischenlösung. Denn ein Teil des Biogases kommt aus dem Ausland. Der Grund: Die in der Schweiz produzierte Menge deckt den Bedarf nicht ab. «Indem wir das Biogas lokal nachfragen, tun wir etwas dafür, dass Biogas in der Schweiz weiter gefördert wird», so Gubler.

Eine nachhaltige Lösung zum Heizen sind Wärmepumpen. Solche hat die ABZ in sieben Siedlungen installiert. Sie funktionieren unabhängig von fossilen Brennstoffen, indem sie Energie aus der Umgebung ziehen – also aus der Luft, dem Boden oder dem Wasser – und sie in Heizwärme umwandeln. Die Kombination mit einer Solaranlage erhöht die Nachhaltigkeit weiter – indem die Wärmepumpe den Strom für ihren Betrieb oder für Warmwasser aus der erneuerbaren Energiequelle schöpft, so wie in den Siedlungen Balberstrasse, Entlisberg 2 und Toblerstrasse. Eine Wärmepumpe eignet sich aber nur für Neubauten und sanierte Gebäude mit einer gut isolierten Gebäudehülle, «sonst kann sie die erforderliche Leistung nicht erbringen», so Gubler.

«Zurzeit wird politisch viel getan, damit erneuerbare Heizsysteme bezahlbarer werden.»

Stefanie Gubler, Fachspezialistin Ökologie bei der ABZ
In der Siedlung Im Moos kommt ein neues Heizsystem für die ABZ zum Einsatz: das Anergienetz.

Eine weitere umweltfreundlichere Lösung ist Fernwärme. Diese Methode gibt es bereits seit den 1950er-Jahren: Bei der Verbrennung von Abfall oder Holzschnitzeln entsteht Wärme, mit der Wasser erhitzt wird. Der sogenannte Wärmetauscher überträgt die Wärme dieses Wassers auf das Heizungswasser, das zum Heizen genutzt wird. Das durch die Wärmeabgabe abgekühlte Fernwärmewasser fliesst zurück ins Fernwärmenetz. Der Vorteil dieser Heizvariante ist etwa die CO2-Neutralität, die in der Stadt Zürich bei rund 80 Prozent liegt – weil für die Wärme hier vor allem Abfall und Holz verbrannt wird. Zudem handelt es sich um eine lokale Energiequelle, der Betrieb ist einfach und zuverlässig. «Und das bedeutet für uns weniger Aufwand», sagt Stefanie Gubler. Die Siedlung Glattpark ist eine von neun ABZ-Siedlungen, die an ein Fernwärmenetz angeschlossen sind – in diesem Fall an die Kehrichtverbrennungsanlage Hagenholz und das Holzheizkraftwerk Aubrugg in Zürich Nord.

Ein in der ABZ neuartiges Heizsystem wird in der Siedlung Im Moos 1 zurzeit eingebaut. Da die Öl-Erdgas-Heizung am Ende ihrer Lebensdauer angelangt ist, wird die Siedlung an ein sogenanntes Anergienetz angeschlossen. Dabei liefert das in der Nähe liegende städtische Wasserwerk Moos Energie in Form von Wärme. Wärmequelle ist das Quellwasser im Wasserwerk. Dieses hat eine Temperatur von acht bis elf Grad, was die Wärmepumpe zur Generierung von Heizwärme nutzt. Damit können 60 Prozent des Heizungsbedarfs abgedeckt werden.

In der Siedlung Leimbach befindet sich noch eine der letzten Ölheizungen der ABZ.

Die restlichen 40 Prozent werden mit Erdgas gedeckt, da an sehr kalten Tagen die Leistung der Wärmepumpe nicht ausreicht. Damit verwenden wir vor allem lokal vorhandene Energie und der CO2-Ausstoss reduziert sich um 60 Prozent.

Gut isoliert, erneuerbar geheizt

Vom Anergienetz bis zur Ölheizung – in der ABZ haben wir zahlreiche unterschiedliche Heizsysteme. Ziel ist, stets einen möglichst hohen Anteil an erneuerbarer Energie einzusetzen. Welches Heizsystem sich für welche Siedlung eignet, ist aber von vielen Faktoren abhängig. Öl und Erdgas sind in Siedlungen installiert, die hohe Temperaturen des Heizwassers brauchen. Das ist beispielsweise bei älteren Siedlungen mit schlechterer Isolation oder aufgrund mangelnder Alternativen oder der Wirtschaftlichkeit der Fall. Im ersten Fall geht viel Wärme verloren, die die Heizung kontinuierlich wieder zuführen muss. Obwohl diese Siedlungen aus ökologischer Sicht Energieschleudern sind, macht die Installation eines nachhaltigeren Heizsystems aber nur Sinn, wenn die Gebäudehülle besser isoliert werden kann – etwa bei einer umfassenden Sanierung oder einem Ersatzneubau.

Bei der Installation eines Heizsystems muss die ABZ-Geschäftsstelle aber auch an die Wirtschaftlichkeit denken. «Zurzeit wird politisch viel getan, damit erneuerbare Heizsysteme bezahlbarer werden», sagt Gubler. So fördern Bund und Kantone mit dem Gebäudeprogramm etwa die Verminderung des Energieverbrauchs und CO2-Ausstosses von Liegenschaften. Dazu gehören beispielsweise bauliche Massnahmen wie Wärmedämmung der Gebäudehülle und der Ersatz von Heizungen mit fossilen Brennstoffen durch solche, die mit erneuerbaren Energiequellen oder einem Fernwärmeanschluss funktionieren. «Damit wird die Frage der Wirtschaftlichkeit mehr und mehr hinfällig», so Stefanie Gubler. Zudem resultieren aus dem Einsatz erneuerbarer Energien tiefere Betriebskosten.

«Das Thema Energie war seit je ein wichtiger Teil unserer Strategie.»

Martin Grüninger, Verantwortlicher Immobilienstrategie bei der ABZ

Künftig auf Heizöl verzichten

«Im Bereich Energie hat die ABZ schon immer mehr gemacht, als gesetzlich vorgeschrieben war», sagt Martin Grüninger, Verantwortlicher der ABZ-Immobilienstrategie. «Das Thema Energie war seit je ein wichtiger Teil unserer Strategie.» Mit dem Ökologiekonzept hat die ABZ 2017 aber nochmals einen Schritt vorwärts gemacht und eine stärkere Verbindlichkeit geschaffen. Das widerspiegeln die Zahlen der letzten Jahre: Allein zwischen 2017 und 2019 hat die ABZ den Wärmeenergieverbrauch von 123 auf 104 Kilowattstunden pro Quadratmeter reduziert – dank Neubauten, Sanierungen und energetischen Optimierungen. So wurden letztes Jahr in zwei älteren Siedlungen beispielsweise sowohl die Fassade erneuert als auch die Ölheizungen durch Wärmepumpen ersetzt. 2016 waren noch 70 Prozent der ABZ-Heizenergie fossiler Herkunft, aktuell heizen wir zur Hälfte mit erneuerbaren Energien. Auch künftig wollen wir diesen Weg weitergehen: Ziel ist, vollständig auf Heizöl zu verzichten. Folglich müssen auch Nutzungsspitzen mit alternativen Energiequellen gedeckt werden. «Ein wichtiger Hebel dafür sind gut isolierte Gebäudehüllen», sagt Gubler. Ferner gilt es, den Verbrauch von Wärmeenergie zu senken. Besonders wirksam ist es, unsere Heizungen so zu optimieren, dass sie nur so viel Energie liefern, wie das jeweilige Gebäude auch braucht.

So haben Sie ein gutes Wohnungsklima bei sich Zuhause

  • Räume nicht überheizen: 17 bis 20 Grad im Schlafzimmer, 21 Grad im Wohnbereich, 22 bis 23 Grad im Bad. Das entspricht den Positionen zwei bis vier am Thermostatventil. Übrigens: Pro Grad tiefer eingestellter Raumtemperatur werden sechs Prozent Heizenergie und damit Kosten gespart.
  • Bei einer Fussbodenheizung kann die Raumtemperatur über den Temperaturregler individuell eingestellt werden.
  • Richtig lüften: zwei- bis dreimal täglich stosslüften. Die Fenster nicht kippen. Bei einer Komfortlüftung ist ein regelmässiges Lüften nicht nötig. Bei Bedarf ist ebenfalls stosslüften ratsam.
  • Heizkörper frei lassen: Bleiben die Heizkörper frei von Möbeln und schweren Vorhängen, kann die warme Luft optimal zirkulieren.

Fotografie
Tres Camenzind

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

Artikel teilen