19. Mai 2020 Ingrid Diener

Von der Höhle in den Nistkasten

In der Siedlung Wiedikon schlüpfen schon bald junge Vögel – dank neu installierten Nistkästen an Bäumen und auf Dächern.

Der Frühling bringt sie wieder in die Schweiz: die Alpen- und Mauersegler. Die Vögel überwintern in Afrika und treffen im Frühling zur Brut hier ein. Sie nisten in Spalten und Löchern, die gut an alten Gebäuden zu finden sind. Neubauten hingegen weisen kaum Nischen auf. Deshalb hat die ABZ-Geschäftsstelle mithilfe von Orniplan, der Expertin für Naturschutz, Ende März drei Nistkästen auf den Dächern der Siedlung Wiedikon installiert. «Damit leisten wir einen weiteren Beitrag zur biologischen Vielfalt und folgen kontinuierlich unserem Ökologiekonzept», sagt Mirco Huber, Teamleiter Gärtner bei der ABZ – letzten Herbst war die Umgebung der Siedlung bereits ökologisch aufgewertet worden (siehe ABZforum 4/2019).

Auf dem Dach der ABZ-Siedlung Wiedikon finden sich die Nistkästen für die Alpen- und Mauersegler.
An Bäumen wurden Nistkästen für Blau- und Kohlmeisen angebracht.

Der Standort auf dem Dach ermöglicht den Vögeln einen freien Anflug und eine rasche Aufnahme von Geschwindigkeit beim Abflug. Darauf sind sie angewiesen, denn ihre schmalen, sichelförmigen Flügel sind zum Segeln konzipiert. Ein schneller Höhengewinn mit wenigen Flügelschlägen aus dem Stand ist damit nicht möglich, ein Start auf dem Boden fast unmöglich. Die Segler könnten Opfer von Katzen und Mardern werden. Wie natürliche Nisthöhlen schützen die Nistkästen vor Räubern und schlechter Witterung. Zudem sind sie isoliert und mit Löchern zur Luftzirkulation ausgestattet. Damit entstehen im Sommer nicht zu heisse Temperaturen. «Und der Erfolg bei der Aufzucht der Jungen ist grösser als bei Vögeln, die im Freien brüten», sagt Daniel Scherl, Fachmitarbeiter bei Orniplan.

«Der Erfolg bei der Aufzucht der Jungen ist grösser als bei Vögeln, die im Freien brüten.»

Daniel Scherl, Fachmitarbeiter bei Orniplan

Konkurrenz um Brutplätze

Neben den Nistkästen für die Alpen- und Mauersegler hängen seit Februar fünf Vogelhäuschen für Blau- und Kohlmeisen an den Bäumen der Siedlung Wiedikon. Beide Arten sind zum Brüten auf Höhlen angewiesen – und stehen deshalb in Konkurrenz um Brutplätze zueinander: Für die kleinere Blaumeise eignen sich Nistkästen mit einem Loch von 28 Millimetern. Dort passt die grössere Kohlmeise nämlich nicht durch. Deshalb wurden für Letztere Häuschen mit entsprechend grösserem Einflug gewählt.

Im Gegensatz zu den Mauer- und Alpenseglern sind die Blau- und Kohlmeisen keine potenziell gefährdeten Vogelarten. Aber sie finden vielfach keine geeigneten natürlichen Nisthöhlen, weil grosse alte Bäume zunehmend verschwinden. «Beide Meisenarten sind charismatisch und ihre Brutperiode ist sehr spannend», sagt Scherl. «Deshalb sind in dieser Zeit schöne Beobachtungen möglich.»

Übrigens: Am kommenden Freitag, 22. Mai, ist Tag der Artenvielfalt. Gelegenheit, sich auf Entdeckungsreise in der Natur zu begeben.

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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