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31. Mai 2024

«Wir haben bewiesen: Es ist machbar»

Kann man eigenhändig eine Solaranlage installieren? Und ob. Korgün Cay, ABZ-Bewohner und Mitbegründer der Gruppe Solaroffensive, stand im April gemeinsam mit 15 Freiwilligen auf dem Dach von Entlisberg 4.

Die Frühlingssonne scheint, Korgün Cay hat gute Laune. Jede Sonnenstunde bedeutet selbst produzierten Strom vom Dach der ABZ-Siedlung Entlisberg 4. Seit Mitte April ist die Solaranlage in Betrieb und ist damit die 19. Anlage der ABZ. Das Besondere: Rund eine Woche lang haben 15 Freiwillige aus der ABZ und darüber hinaus unter Anleitung der Energiewendegenossenschaft Region Winterthur (ERW) eigenhändig 62 Solarmodule angebracht. Die Installation war der erfolgreiche Abschluss des Projekts, dessen Anfänge auf den ABZ-Dialog im November 2022 zurückgehen (siehe auch Artikel «Strom vom ABZ-Dach»).

Herr Cay, wie geht es Ihnen nun, nachdem die Installation abgeschlossen ist?

Ich bin glücklich und dankbar, was wir geschafft haben. Es gab keine Komplikationen oder Unfälle, alles war im Flow. Die Zusammenarbeit zwischen Freiwilligen, ABZ und ERW war sehr harmonisch. Und wir hatten grosses Wetterglück!

Blick auf die von ABZ-Bewohnenden installierte Photovoltaikanlage in der Siedlung Entlisberg 4.

Was waren dennoch Herausforderungen bei der Installation?

Es war recht heiss auf dem Dach, da mussten wir besonders auf Pausen achten. Im Rückblick würde ich die Logistik anders aufgleisen. Die Betonprofile für die Unterkonstruktion sind um die 50 Kilogramm schwer. Wir haben zwei, drei Tage nur damit verbracht, diese Profile mit einem Kran aufs Dach zu bekommen. In Zukunft würde ich sie direkt hochliefern lassen, wenn das statisch möglich ist.

Wie sah ein typischer Arbeitstag auf dem Dach aus?

Am ersten Tag gab es eine Einführung durch die ERW. Danach waren pro Tag meistens vier Freiwillige im Einsatz: Zwei auf dem Dach, zwei unten. Oben mussten Abstände gemessen werden, unten wurden die Betonprofile für den Transport vorbereitet. Mittags sassen wir immer in der Quartierbeiz «Im Vogel» zusammen, in der Beat (Anmerkung der Redaktion: Mitbegründer der Gruppe Solaroffensive) für uns gekocht hat.

Die Engagierten haben 62 Photovoltaikmodule installiert.

Was war ein Highlight während der Arbeiten?

Das ganze Projekt war ein Highlight. Besonders gefreut habe ich mich über die Freiwilligen, die uns spontan und ohne direkten Bezug zur ABZ unterstützt haben. Zum Beispiel Markus vom Verein Klimastadt Zürich oder Yvonne aus unserer Nachbar-Genossenschaft Bagestra, Baugenossenschaft der Strassenbahner Zürich. Alle haben super mit angepackt. Ein Highlight war auch der Überraschungs-Zmittag, den Schüler:innen der Gehörlosen-Schule aus dem Quartier für uns organisiert hatten.

Welche Rückmeldungen haben Sie von den Freiwilligen erhalten?

Bislang nur Positives: Die Zusammenarbeit, die Verpflegung, die Organisation. Ich hatte den Eindruck, dass es für alle spannend war zu sehen, wie so ein Projekt auf freiwilliger Basis gestemmt werden kann.

«Wir haben bewiesen, dass lokale Energieproduktion aus eigener Hand machbar ist.»

Korgün Cay, ABZ-Bewohner

Warum hat es sich aus Ihrer Sicht gelohnt, sich für dieses Projekt zu engagieren?

Wir haben damit bewiesen, dass lokale Energieproduktion aus eigener Hand machbar ist. Noch dazu schneller und wirtschaftlicher, als es eine Firma gekonnt hätte. Das passt zur Strategie der ABZ.

Wie geht es nun für die Gruppe Solaroffensive weiter?

Beat, Yo, Illias und ich würden gern schon im September das nächste Projekt in Angriff nehmen. Dazu müssen wir allerdings noch mit der ABZ-Geschäftsstelle klären, wie die Zusammenarbeit aussehen kann. Vielleicht gründen wir eine Solargenossenschaft, vielleicht arbeiten wir wieder mit der ERW zusammen? So oder so, wir machen weiter.

Fotografie
Privat, Reto Schlatter

Lena Tovar

Mag Menschen, Magazine und Sommertage in der Badi. Reist am liebsten mit dem Zufall. Ist für die ABZ als Freelancerin unterwegs.

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