26. Januar 2021 Zora Schaad

Zum Geburtstag gibt’s ein Ständchen

Der Innerschweizer Pius Hausherr hat mehr als die Hälfte seines Lebens in der gleichen Wohnung in Adliswil verbracht. Bis heute bringt er gerne etwas Alpencharme in die Siedlung.

Als Pius und Margrit Hausherr vor 43 Jahren aus dem Kanton Schwyz in die ABZ-Siedlung Talstrasse in Adliswil zogen, wurde ganz genau hingeschaut. «Ein ABZ-Mitarbeiter fuhr zu uns nach Goldau und kontrollierte, ob wir Auswärtigen Ordnung hielten», erinnert sich Pius Hausherr. «Wir hatten drei kleine Kinder, so schnell wie aufgeräumt war, herrschte Chaos. Aber offenbar hat ihm die Ordnung doch genügt.» Die Hausherrs wurden Genossenschafter und zogen Richtung Grossstadt, wo der Metzger eine Anstellung im Schlachthof gefunden hatte.

«Am Anfang vermissten wir die Berge», sagen beide. Doch dank der Kinder, dem Turnverein und dem Jodelclub hätten sie in Adliswil rasch Anschluss gefunden. «Wir Nachbarn haben miteinander gebrätelt und Feste gefeiert.» Und heute? Es sei nicht mehr gleich. Es gebe kaum mehr Kinder in der Siedlung, alte Freunde seien weggezogen oder verstorben. «Aber ich will nicht der Vergangenheit nachtrauern. Wir haben immer noch gute Kontakte und unterstützen einander.» So marschiert der 75-Jährige bei Geburtstagen von Nachbarn mit seinem Alphorn auf. «Vor dem Fenster des Geburtstagskindes bringe ich ein Ständchen. Wie früher bei den Siedlungsfesten.»

Die Hausherrs haben sich in ihren 4,5 Zimmern gemütlich eingerichtet. Eine Wohnwand, helle Teppiche, an der Wand ein Kreuz. «Früher war es etwas eng. Aber seit die Kinder draussen sind und die Siedlung umgebaut wurde, geniessen wir unsere Wohnung sehr.» Bloss das Heimweh nach den Bergen überfällt die beiden manchmal immer noch. Dann fahren sie zu Verwandten nach Leukerbad. Wegziehen aus Adliswil? Niemals!

Fotografie
Tres Camenzind

Zora Schaad

Liebt Büsis, Bücher und Pommes. Verdient ihr Geld mit Buchstaben und Ideen.

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