25. August 2020 Lena Tovar

«Der Lärm aus der Wohnung über mir war sehr belastend»

Boris Surber wohnt in einer ringhörigen ABZ-Wohnung. Viele Geräusche nimmt er gelassen hin, doch der Lärm seines Nachbarn war irgendwann zu viel. Ein Gespräch über seine Erfahrungen.

Herr Surber, welche Geräusche hören Sie in Ihrer Wohnung?

Ich höre vieles, doch die meisten Geräusche stören mich nicht. Selbst die Baustelle direkt vor meiner Haustür ist kein Problem. Was mich allerdings stört, sind die Wohnungstüren, die laut zugeknallt werden, anstatt sie normal zu schliessen. Und der Lärm aus der Wohnung über mir war sehr belastend.

Können Sie diesen Lärm genauer beschreiben?

Lautes Stampfen durch die Wohnung. Schwere Schubladen, die permanent auf und zu gehen. Altglas, das von A nach B getragen wird. Irgendwann war meine Tochter mit meinem Enkel zu Besuch und dann wurde es so schlimm, dass wir sogar laute Schreie hörten. Da habe ich die Polizei gerufen.

«Es ist immer gut, das Gespräch zu suchen. Ganz sachlich und ohne Anschuldigungen.»

Boris Surber, Bewohner

Wie haben Sie den Konflikt gelöst?

Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits mit der ABZ Kontakt aufgenommen. Die Mieterberatung riet mir, auf den Nachbarn zuzugehen. Doch das war leider schon nicht mehr möglich. Zu anfangs haben wir uns noch gegrüsst, dann hat er einen Bogen um mich gemacht. Später habe ich von anderen Nachbarinnen und Nachbarn erfahren, dass er wohl krank sei.

Wie ist das Zusammenleben heute?

Es ist besser geworden, der Lärm ist nicht mehr so schlimm. Wir grüssen uns sogar wieder. Leider müssen wir sowieso in fünf Jahren ausziehen, für die Siedlung ist ein Ersatzneubau geplant. Das ist schade, denn ich fühle mich trotz allem hier sehr wohl.

Was raten Sie Nachbarinnen und Nachbarn bei einem ähnlichen Lärmkonflikt?

Meine Situation war aufgrund der mutmasslichen Erkrankung ein spezieller Fall. Grundsätzlich ist es immer gut, das Gespräch zu suchen. Ganz sachlich und ohne Anschuldigungen. Insgesamt würde ich mir heutzutage mehr Solidarität und Rücksichtnahme in der Nachbarschaft wünschen. Dann würde es vielleicht manchmal gar nicht so weit kommen.

Fotografie
Lena Tovar

Lena Tovar

Mag Menschen, Magazine und Sommertage in der Badi. Reist am liebsten mit dem Zufall. Ist für die ABZ als Freelancerin unterwegs.

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