23. Januar 2020 Ingrid Diener

«Der Natur mehr Sorge tragen»

Reto Moser ist Gärtner bei der ABZ. Für ihn ist klar: Damit wir die biologische Vielfalt fördern können, müssen auch die Bewohner/innen mit an Bord sein.

Worauf achten Sie, wenn Sie Grünflächen für mehr Biodiversität aufwerten?

Alles beginnt mit der Bodenbeschaffenheit. Wir müssen berücksichtigen, welche Pflanzen früher dort gewachsen sind. Denn diese beeinflussen, was wir heute anpflanzen – auch wenn sie nicht mehr sichtbar sind. Durch die Bearbeitung des Bodens können Samen und andere Pflanzenreste geweckt werden und diese stören möglicherweise das Wachstum des neu gesetzten Grüns. Deshalb brauchen die Flächen drei bis fünf Jahre, bis sie sich vollständig entwickelt haben.

Führen solche Aufwertungsmassnahmen zu weniger Raum für die Bewohnerinnen und Bewohner?

Ganz und gar nicht. Der Aussenraum soll einerseits optisch attraktiv und andererseits wertvoll für die biologische Vielfalt sein. Deshalb wird auch klar definiert, welche Flächen für die Biodiversität vorgesehen sind und welche Flächen den Bewohnerinnen und Bewohnern zum Fussballspielen, Grillieren und Verweilen zur Verfügung stehen. Aber: Auch wir profitieren unmittelbar von den naturnahen Flächen. Denn wir können Tiere beobachten, die sonst den Weg in unsere Siedlungen wohl gar nicht gefunden hätten.

Reto Moser, Gärtner bei der ABZ.
Nistplätze für Insekten im Innenhof der ABZ-Siedlung Rütihof.

Welchen Herausforderungen begegnen Sie, wenn es um die Förderung von Biodiversität geht?

Wenn wir Aufwertungsmassnahmen ergreifen, bedeutet das immer auch eine Veränderung für die Bewohnerschaft. Deshalb ist eine gute Kommunikation zwischen uns und der Bewohnerschaft wichtig. So verstehen sie, warum welche Massnahmen Sinn machen. Oft brauchen die neu gesetzten Pflanzen Zeit zum Wachsen. Wir Menschen zeigen uns hingegen ungeduldig, weil wir sofort eine grosse Hecke und eine üppig blühende Wiese möchten.

Wie können Sie als Gärtner das Verständnis für Biodiversität fördern?

Der Naturschutz und der Mensch können nicht voneinander getrennt werden. Deshalb müssen wir einen Bezug zum Thema herstellen. In der Siedlung Ruggächern habe ich dazu mit Kindern und Erwachsenen Nistkästen gebaut und bemalt. Dabei konnte ich auf spielerische Weise erklären, welche Vögel darin Unterschlupf finden und warum das wichtig ist. So schaffen wir ein Bewusstsein und ermutigen, der Natur mehr Sorge zu tragen.

Bilder: Tres Camenzind, Zora Schaad

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

Artikel teilen