1. September 2021 Ariel Leuenberger

Eine Auseinandersetzung mit den Zielen der ABZ

Die ganze ABZ konnte mitmachen beim Strategie-Check: Mit Videos, Konferenzen und einer grossen Umfrage haben wir unsere Ziele aktualisiert und geschärft. Ein Rückblick auf diese Auseinandersetzung mit der Zukunft unserer Genossenschaft.

Da bei der ABZ die Mitglieder mitbestimmen, können sie auch mitreden bei der Strategie unserer Organisation. Zum 100. Geburtstag der ABZ entstanden 2016 zehn strategische Ziele, gemeinsam entwickelt von Mitgliedern, Vorstand und Mitarbeitenden. Sie werden seit dann konsequent umgesetzt und haben sich bewährt. ABZ-Geschäftsführer Hans Rupp sagt: «Für jedes Ziel haben wir Massnahmen definiert, die unsere Mitarbeitenden umsetzen. So trägt unsere tägliche Arbeit dazu bei, die Ziele zu erfüllen, die wir miteinander vereinbart haben.» In den letzten Jahren untersuchten beispielweise unsere Gärtner zusammen mit Pro Natura die Grünflächen der Siedlungen und legten fest, wie die Biodiversität gefördert werden kann. Auch die Vergabekonferenz unseres Solidaritätsfonds ist eine Massnahme, die aus der Strategie heraus entstanden ist. Oder das Ziel «Position beziehen», dank dem die ABZ nun regelmässig Stellung nimmt zu aktuellen Themen rund um genossenschaftliches Zusammenleben, Wohnen und Stadtentwicklung.

«Unsere tägliche Arbeit trägt dazu bei, die Ziele zu erfüllen, die wir miteinander vereinbart haben.»

Hans Rupp, ABZ-Geschäftsführer

Die Strategie wird gelebt

Diese Beispiele zeigen: Die Strategie der ABZ wird gelebt. Darum war es nach fünf Jahren an der Zeit, einen Strategie-Check vorzunehmen. Präsidentin Nathanea Elte erklärt: «Der Vorstand wollte von Mitgliedern und Mitarbeitenden wissen, welche neuen Entwicklungen wir berücksichtigen müssen, wofür wir uns speziell einsetzen sollen, wo wir unsere strategischen Ziele anpassen müssen und was wir weiterführen wollen.» Diese Fragen wurden wiederum zusammen mit Mitgliedern, Bewohnenden und Mitarbeitenden diskutiert.

Höhepunkt war eine Konferenz, die im April 2021 pandemiebedingt online stattfand. Über 60 Teilnehmende setzten sich mit der Zukunft der ABZ auseinander und diskutierten, was wir erreicht haben und was wir anpassen wollen. Sie waren sich einig: Die bisherigen strategischen Ziele behalten ihre Gültigkeit – sie sind noch immer richtig und wichtig. Doch die Konferenz hat zentrale Punkte präzisiert und ergänzt. Als Leitsatz für den Strategie-Check kristallisierten sich ziemlich bald zwei Worte heraus: mehr Mut. Das hat sich der Vorstand zu Herzen genommen und die Ziele entsprechend angepasst. Anschliessend konnten alle Mitglieder, Bewohnerinnen und Bewohner die überarbeitete Strategie ABZ 105+ in einer grossen Umfrage bewerten.

«Netto null bis 2030 ist nicht gratis zu haben. Man muss also den Mitgliedern auch sagen, was das kostet.»

Bewohnende an der Konferenz zum Strategie-Check

Breit abgestützte Ziele

Über 500 Personen haben an der Umfrage teilgenommen. Die Strategie ist also wieder breit abgestützt, wie vor fünf Jahren. Die drei wichtigsten Ziele sind laut den Teilnehmenden «Ökologisch Handeln», «Wohnen über alle Lebensphasen hinweg» und «Günstige Wohnungen». Dafür soll die ABZ in den kommenden Jahren am meisten Energie aufwenden. In zahlreichen Kommentaren ergänzten viele Teilnehmende ihre Bewertung – durchaus auch kontrovers. Jemand merkt zum Beispiel an: «Das soziale Engagement sollte höher gewichtet werden als das Ziel, günstig zu wohnen.» Jemand anderes wünscht sich: «Netto null bis 2030 ist nicht gratis zu haben. Man muss also den Mitgliedern auch sagen, was das kostet.» Und zum Wachstum der ABZ wird kommentiert: «Der Bedarf an Wachstum sollte sich aus Zielen (Mitwirkung, ökologisches Handeln etc.) ableiten lassen. Wachstum als eigenes Ziel festzulegen, empfinde ich nicht nur als Widerspruch zu den anderen Zielen, sondern auch als schädlich für das Wirken und den Ruf der ABZ.» – aber auch: «Wohnraum ausserhalb der Spekulation zu schaffen, ist sehr wichtig.» Durch die vielen Antworten und Kommentare erhielt der Vorstand wichtige Anregungen, um die Ziele nochmals zu schärfen.

Ein ambitioniertes Versprechen

Die meisten Anpassungen erfuhr das Ziel «Ökologisch Handeln». Es enthält nun ein ambitioniertes Versprechen: Bis 2030 sollen unsere Siedlungen keine Treibhausgase mehr ausstossen. Das bedeutet, dass viele unserer Gebäude in den kommenden Jahren energetisch saniert werden, um Öl und Gas durch erneuerbare Energie zu ersetzen – und dies immer mit dem Ziel «Günstige Wohnungen» vor Augen. Präzisierungen gab es etwa beim Ziel «Kontinuierlich wachsen»: Die ABZ soll nicht um des Wachstums willen mehr Wohnungen bauen, sondern um ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen und um mehr Menschen bezahlbaren Wohnraum und Gemeinschaft zu bieten. Ergänzt wurde unter anderen das Ziel «Wohnen über alle Lebensphasen hinweg»: Nicht nur Separatzimmer und Ateliers, sondern auch Wohnungen sollen flexibler genutzt werden können.

Alle Ziele wurden aktiver und direkter formuliert, getreu dem Vorsatz «mehr Mut». So heisst es zum Beispiel beim Ziel «Wohnen über alle Lebensphasen hinweg» neu: «Die ABZ erstellt Wohnraum für alle Lebensphasen» anstatt «Die ABZ wird ihr Raumangebot im Hinblick auf ein Wohnen über alle Lebensphasen hinweg erweitern.» Zudem wurden Aussagen entfernt, die nicht mehr relevant sind. Dadurch ist die Strategie insgesamt schlanker und verständlicher geworden.

«Super Ziele. Bitte jetzt schon damit anfangen in den bestehenden Siedlungen.»

ABZ-Bewohnende an der Konferenz zum Strategie-Check

Jetzt wird umgesetzt

Vorgestellt wurde die neue Strategie ABZ 105+ im Rahmen der Generalversammlung 2021: Alle Mitglieder erhielten die aktualisierten Ziele zusammen mit den Unterlagen zur schriftlichen Abstimmung. Vom Adventskalender 2020 bis zur fertigen Strategie dauerte die Überarbeitung knapp ein halbes Jahr – nun wurde die Geschäftsleitung mit der Ausarbeitung entsprechender Massnahen beauftragt, damit die Ziele auch umgesetzt werden können. Und die Mitglieder freuen sich schon darauf, das zeigen viele Kommentare in der Umfrage: «Super Ziele. Bitte jetzt schon damit anfangen in den bestehenden Siedlungen.» Oder: «Danke für alles, was ihr macht! Die ABZ ist einfach super.»

Illustrationen
Svenja Plaas

Ariel Leuenberger

Mag Landkarten, Espresso und fremde Städte. Fährt am liebsten Velo. Leitete die Kommunikation der ABZ-Geschäftsstelle.

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