1. November 2019 Ingrid Diener

Eine Vielfalt, die mehr als grafisches Schaffen zeigt

ABZ-Bewohnerin und Grafikerin Tabea Guhl verfügt über ein Portfolio, das beeindruckt und weit über die klassische Grafiktätigkeit hinausgeht.

Mit neun Jahren erlebte Tabea Guhl den Aktionskünstler Roman Signer, wie er 1985 über eine zugefrorene Eisfläche immer weiter hinauslief, bis er einbrach. «Ich fragte mich ‹Warum tut er das, was soll das?›», erzählt die ABZ-Bewohnerin. Es war einer von vielen Kontakten mit der Kunstwelt in Guhls Kinderjahren. Der Grund: Ihr Vater ist Künstler. Und so war es nicht von ungefähr, dass die 44-Jährige einen ähnlichen Weg einschlug. Für die Grafikerin ist Kunst das, was Signer mit seinen Aktionen beim Publikum hervorruft: «nämlich eine Öffnung gegenüber Neuem.»

«Ich kann mir die Arbeit selbst einteilen und habe so mehr Zeit für die Familie.»

Tabea Guhl

Ein Anspruch, den auch Guhl bei ihrer Arbeit hat – und diese ist facettenreich. So entwickelt sie etwa Werbekampagnen, gestaltet Bücher, Websites und Ausstellungen, fotografiert und doziert an verschiedenen Schulen für Gestaltung. «Die Grafiktätigkeit und die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und Gestaltern sind die Basis für diese Vielfalt», sagt sie. Seit elf Jahren ist Guhl selbstständig. Sie schätzt, dass sie heute ihre Projekte und Kooperationen selbst bestimmen kann. Zudem gibt ihr die Selbstständigkeit mehr Flexibilität im Alltag: «Ich kann mir die Arbeit selbst einteilen und habe so mehr Zeit für die Familie.»

Seit Februar wohnt Guhl mit ihrem Partner und den beiden Kindern in der Siedlung Sihlfeld. Davor war sie in den Siedlungen Ottostrasse und Wiedikon Zuhause. Ihr gefällt, wie gut die Architektur des Hauses Begegnungen mit der Nachbarschaft schafft: «etwa in der Waschküche. Und die Bewohnerinnen und Bewohner besitzen keine Autos, da trifft man sich gleich öfter mal im Treppenhaus.» Sie spürt, dass ein gutes nachbarschaftliches Zusammenleben ein Bedürfnis ist bei der ABZ. Entsprechend beteiligt sie sich gerne an Aktionen – in der Vergangenheit etwa am Siedlungsfest oder beim Bau des Holzschiffes im Innenhof der Siedlung Wiedikon. Und wer weiss, vielleicht wird sie bald das neuste Mitglied der Siedlungskommission.

Bilder: Katharina Nüesch

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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