30. Juni 2020 Ingrid Diener

«Wir beraten lösungsorientiert»

Konflikte mit den Nachbarn, gesundheitliche Schwierigkeiten – wenn ABZ-Bewohnerinnen und -Bewohner nicht mehr weiterwissen, unterstützt die Fachstelle Mieterberatung.

Sie steht allen ABZ-Bewohnerinnen und -Bewohnern bei Schwierigkeiten rund ums Wohnen zur Verfügung: die Fachstelle Mieterberatung. Deren Mitarbeitende Katharina Trost und Stefanie Bieri unterstützen, wenn Mieterinnen und Mieter nicht mehr weiterwissen. «Wir haben für alle ein offenes Ohr», sagt Trost. «Wir beraten lösungsorientiert und möchten so die Gemeinschaft stärken.» 2019 bearbeitete das Duo 152 Fälle. Die Bewohnenden kommen über die Abteilung Vermietung oder die Siedlungs- und Quartierarbeit mit der Mieterberatung in Kontakt oder sie treten direkt an die Fachstelle heran. Meist geht es um Nachbarschaftskonflikte, gesundheitliche Probleme und finanzielle Schwierigkeiten. Letztere entstehen beispielweise bei Stellenverlust, unerwarteten Rechnungen oder fehlender Kontrolle über das eigene Budget. «Bei Geldproblemen geraten Menschen rasch in eine Abwärtsspirale. Dort alleine rauszukommen, kann schwierig sein», sagt Bieri. «Und der Gang zum Sozialamt ist für viele eine grosse Hürde. Deshalb unterstützen wir dabei.»

Hilfe zur Selbsthilfe

Im Rahmen von Nachbarschaftskonflikten spielen Lärmklagen eine grosse Rolle. «In solchen Situationen möchten wir zuerst, dass die Parteien ihren Konflikt ohne unser Eingreifen lösen. Wir beraten sie aber, wie sie dabei am besten vorgehen sollen», sagt Trost. Hilfe zur Selbsthilfe ist also das Motto. Funktioniert das nicht, benötigt die Fachstelle idealerweise eine genaue Beschreibung des Problems. Dafür füllen die Bewohnerinnen und Bewohner ein Protokoll aus. «Das wird oft als aufwändig wahrgenommen», so Trost. «Aber für die Lösung eines Problems müssen die Menschen auch ihren Teil beitragen. Sonst können keine Konflikte gelöst werden.» Der nächste Schritt: Die Parteien setzen sich mit Bieri oder Trost an einen Tisch. Das Ziel ist, das Verständnis für die jeweils andere Position zu fördern und gemeinsame Abmachungen zu treffen. Die Lösung soll es also ermöglichen, nebeneinander leben zu können.

Die Siedlungen der ABZ sind in der ganzen Stadt verteilt. Katharina Trost (links) und Stefanie Bieri vor dem Stadtplan.

Stefanie Bieri erklärt, wie das Zusammenleben in der ABZ funktioniert.

Der Dank ist das Schönste

Ist Hilfe von externen Fachstellen nötig, empfiehlt die Mieterberatung diese den Kundinnen und Kunden oder zieht sie direkt hinzu – etwa die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB, wenn eine Person nicht mehr selbst für sich sorgen kann und sich damit gefährdet. Auch gehört der Kontakt zur Schuldenberatung, zu Frauenhaus und Mannebüro bei häuslicher Gewalt, oder zum Hausarzt und der Spitex zum Alltag. «Katharina und ich sind Generalistinnen und können bis zu einem bestimmten Grad helfen. Sobald für einen Fall Spezialisten nötig sind, vermitteln wir weiter», sagt Bieri. Die schönsten Momente bei ihrer Arbeit erlebt Bieri, wenn sich Bewohnerinnen und Bewohner bei ihr für ihre Unterstützung bedanken. «Vielfach haben sie Angst, nicht ernst genommen zu werden», sagt Bieri. «Wir sind aber offen für alle Themen, egal wie alltäglich sie auf den ersten Blick erscheinen. Und das wird geschätzt.» Trost schätzt besonders die Sinnhaftigkeit in ihrem Beruf. Denn mit ihrer Arbeit sichern die beiden Frauen Wohnraum. Bei anderen Verwaltungen würden ihre Kundinnen und Kunden die Wohnung rasch verlieren. «Und wenn das Dach über dem Kopf wegbricht, ist das Beibehalten eines geregelten Lebens schwer», so Trost.

Coronakrise als Herausforderung

Auch während der Coronakrise sind die Kompetenzen von Trost und Bieri gefragt. Denn die Lebensumstellung ist für das familiäre und nachbarschaftliche Zusammenleben eine Herausforderung. So können in der aktuellen Situation zum Beispiel häusliche Gewalt, Einsamkeit, Angst und Nachbarschaftskonflikte die Menschen belasten. «Einige bereits schwelende Mieterkonflikte brechen aktuell wieder auf. Das haben wir vor allem zu Beginn der Krise festgestellt», sagt Bieri. Einige Anfragen betreffen finanzielle Probleme und Ängste. Grundsätzlich sei es aber trotz Coronavirus relativ ruhig. «Deshalb ist es für uns auch schwierig einzuschätzen, wie belastend die Situation für die Bewohnerinnen und Bewohner tatsächlich ist», so Bieri. Ihnen soll aber bewusst sein, dass die Mieterberatung besonders auch in Zeiten wie diesen für sie da ist.

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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