25. März 2021 Ingrid Diener

So schützen wir Amphibien

Seit über 100 Millionen Jahren das gleiche Spiel: Im Frühjahr wandern Amphibien los zu ihren Laichplätzen. Dabei sind sie Gefahren ausgesetzt. Wir Menschen können aber zu ihrem Schutz beitragen.

Für den Schutz von Amphibien engagiert sich ABZ-Bewohnerin Doris Kessler gemeinsam mit Freundinnen aus dem Quartier um die Frohburgstrasse. Jedes Frühjahr retten sie die Tierchen, die auf dem Weg zu ihren Laichplätzen stecken bleiben. Dabei spannt die Gruppe auch mit Grün Stadt Zürich zusammen. Deren Spezialistin Sonia Angelone erklärt im Gespräch, warum sich der Schutz dieser Kriecher lohnt.

Amphibien wandern im Frühjahr zu ihren Laichplätzen. Warum gerade dann?

Amphibien haben eine innere Uhr, die sie aus dem Tiefschlaf holt, sobald die Bedingungen stimmen. Das heisst: Es muss über längere Zeit über fünf Grad warm und feucht sein. Dann machen sie sich in der Dämmerung auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Die Wanderzeit startet Ende Februar und dauert bis circa Mitte April. Dabei werden schon mal einige Kilometer zurückgelegt.

Auf ihren Wanderungen werden die Amphibien bisweilen von Autos überrollt. Welchen Gefahren sind sie auch noch ausgesetzt?

Sie fallen zum Beispiel in Strassen- und Lichtschächte oder werden von natürlichen Feinden wie Füchsen, Vögeln und Ringelnattern gefressen. Aber auch der Klimawandel mit seinen Wetterkapriolen stellt ein Problem dar. Die milden Winter wecken die Tierchen früh auf und plötzliche Kälteeinbrüche während ihren Wanderungen beeinträchtigen sie stark.

«In der Schweiz stehen 14 von 20 Amphibienarten auf der Roten Liste.»

Sonia Angelone, Projektleiterin Grün Stadt Zürich

Warum nicht?

Amphibien sind wechselwarme Tiere. Das bedeutet, dass sie nicht wie wir Menschen ihre Körpertemperatur konstant halten können. Sie brauchen die Wärme von aussen, um sich bewegen zu können. Sinken die Temperaturen plötzlich und für längere Zeit unter den Gefrierpunkt, erfrieren sie.

Wie gefährdet ist die Population der Amphibien?

Sie sind weltweit sehr gefährdet. In der Schweiz stehen 14 von 20 Amphibienarten auf der Roten Liste. Würden wir nichts unternehmen, würden sie immer weniger. Gegen die natürliche Selektion sind die Amphibien hingegen gewappnet. Sie wissen, dass sie gefressen werden – ob als Laich, Kaulquappe oder im ausgewachsenen Zustand. Deshalb legen zum Beispiel Grasfrösche und Erdkröten im Durchschnitt etwa 2500 Eier beim Laichen. So überleben genug Nachkommen.

Wieso sollen wir die Amphibien schützen?

Amphibien lebten schon vor über 100 Millionen Jahren auf der Welt, also schon vor den Dinosauriern. Sie sind Bindeglied zwischen Wasser und Land und verwandeln sich: Sie wachsen als Laich zur Kaulquappe mit Kiemen heran, leben also im Wasser. Dann folgt die körperliche Veränderung. Die Beinchen wachsen heran, Lungen ersetzen die Kiemen und sie leben fortan im feuchten Wald, wo sie Insekten, Würmer und Schnecken als Nahrungsmittel finden.

ABZ-Bewohnerin Doris Kesser betreibt mit Frauen aus dem Quartier eine Amphibiengruppe. Können alle zum Tierschutz beitragen?

Solche Engagements sind sehr wertvoll und wichtig. In der Stadt Zürich gibt es circa 300 Weiher, wo die Amphibien laichen. Und die Wege dahin sind gefährlich, oft müssen sie bewohntes Gebiet und damit Strassen überqueren. Wer mithelfen will, kann vor der eignen Haustür beginnen: Prüfen Sie Schächte, wo die Tierchen hineinfallen könnten und sichern Sie diese beispielsweise mit engmaschigen Gittern oder einer kleinen Leiter, mit der die Amphibien wieder hinausklettern können. Gründen Sie Gruppen oder schliessen Sie sich welchen an, die sich im Frühjahr auf die Suche nach steckengebliebenen Tierchen machen. Sie leisten damit einen bedeutenden Beitrag zum Amphibienschutz.

Weitere Informationen
Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz
Amphibienzugstellen in der Schweiz

Fotografie
Doris Kessler

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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