7. Juli 2020 Ingrid Diener

«Ein Ruck ging durch die Menschen»

Der Lockdown hat gezeigt: Homeoffice funktioniert besser, als gedacht. Patricia Zenger, Leiterin Personal bei der ABZ, über die Auswirkungen der Pandemie, die Herausforderungen für die Mitarbeitenden und den künftigen Arbeitsalltag.

Frau Zenger, die Pandemie hat unseren Arbeitsalltag auf den Kopf gestellt. Arbeiteten die meisten Mitarbeitenden im Homeoffice?

Ja, 55 unserer 88 Mitarbeitenden arbeiteten im Homeoffice. 34 Mitarbeitende wie Hauswarte, Gärtner, Maler und Teamleiter waren grösstenteils an den ABZ-Stützpunkten und den Siedlungen vor Ort.

Welche Auswirkungen hatte das auf die ABZ als Organisation?

Von einem Tag auf den anderen kam der Lockdown, der öffentliche Verkehr sollte gemieden werden, die Geschäftsstelle und Stützpunkte wurden geschlossen. Die ABZ hat aber trotzdem weiterfunktioniert. Die Mitarbeitenden waren für unsere Bewohnerinnen und Bewohner weiterhin per Telefon und E-Mail verfügbar. Klar, es gab Einschränkungen: Die Hauswarte etwa durften nur noch für Notfälle aufgeboten werden und Arbeitsprozesse mussten angepasst werden.

«Die ABZ hat trotz Lockdown weiterfunktioniert.»

Patricia Zenger, Leiterin Personal bei der ABZ

Welchen Herausforderungen begegneten die Mitarbeitenden?

Sich Zuhause gut zu organisieren. Viele mussten die Arbeit mit der Kinderbetreuung vereinbaren, was eine grosse Herausforderung war. Andere sassen alleine Zuhause ohne soziale Kontakte. Man telefoniert viel, was anstrengend sein kann und die informellen Gespräche im Arbeitsalltag fehlen. Zudem haben die wenigsten ein Arbeitszimmer, sprich sie arbeiten am Ess- oder Küchentisch, der grosse Bildschirm und der ergonomische Bürostuhl fehlen. Auch fällt die Abgrenzung zwischen Beruf und Privat schwerer, Ablenkungen sind grösser, man bewegt sich weniger.

Und diejenige, die vor Ort arbeiteten?

Für die Hauswarte und Gärtner war die Arbeit in den leeren Siedlungen wohl etwas trist. Auch mussten sie Arbeitsabläufe anpassen, wenn es etwa um die Betreuung der Lernenden und das Einhalten des Abstands ging. Trotz aller Widrigkeiten: Die Mitarbeitenden haben in dieser aussergewöhnlichen Situation grosses Engagement gezeigt und herausragende Arbeit geleistet. Dafür sind wir dankbar.

«Die Mitarbeitenden haben in dieser aussergewöhnlichen Situation grosses Engagement gezeigt und herausragende Arbeit geleistet.»

Patricia Zenger, Leiterin Personal bei der ABZ

Welche Feedbacks haben Sie von den Mitarbeitenden erhalten?

Viele waren froh, dass sie so einfach und rasch auf Homeoffice umstellen konnten. Zudem war das Vertrauen in die ABZ als sicherer Arbeitgeber da. Wir haben unsere Mitarbeiten mit Zeit für die Kinderbetreuung unterstützt, was gut ankam. Immer wieder hörte ich aber, dass Homeoffice auf die Dauer langweilig sei, der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen fehle und die Belastung mit den Kindern Zuhause gross sei. Auch hofften viele, dass sie nach den Lockerungen wieder vollständig im Büro arbeiten würden. Hier müssen wir aber vorsichtig sein, deshalb haben wir nun mit zwei Tagen Büroanwesenheit pro Woche angefangen. Viele würden aber auch Homeoffice gerne in Zukunft nutzen.

Was ist aus Ihrer Sicht wichtig in einer solchen Krise?

Kommunikation ist das A und O. Dabei sind klare Regeln und zeitnahes Reagieren wichtig. Wir müssen Rücksicht auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden nehmen und ihre Ängste ernst nehmen. Zudem ist eine Perspektive für die Mitarbeitenden bedeutend. Diese konnten wir während des Lockdowns aber kaum geben, da sich die Situation von Tag zu Tag änderte.

«Viele würden Homeoffice auch gerne in Zukunft nutzen.»

Patricia Zenger, Leiterin Personal bei der ABZ

Kehrt der Arbeitsalltag bald wieder zur Normalität zurück?

Wir wollen Schritt für Schritt den Weg in Richtung Normalität finden. Gleichzeitig steht der Schutz unserer Mitarbeitenden an erster Stelle. Deshalb raten wir, weiterhin wenn möglich im Homeoffice zu arbeiten. Die Anreise ins Büro zu Stosszeiten soll vermieden werden und wir empfehlen in Zug, Bus und Tram eine Maske zu tragen. Mitarbeitende aus der Risikogruppe dürfen unter Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln wieder Mieterkontakt haben.

Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus der Lockdown-Zeit?

Vor der Krise hiess es immer: «Homeoffice funktioniert mehr schlecht als recht.» Wie wir nun aber gesehen haben, funktioniert es doch. Ein Ruck ging diesbezüglich durch die Menschen. Aber: Der persönliche Austausch fehlt und es braucht den richtigen Mix zwischen Homeoffice und Arbeiten vor Ort.

Was ist aus HR-Sicht für die kommenden Monate wichtig?

Eine grosse Frage ist, wie wir künftig mit dem Homeoffice umgehen. Hierzu müssen Regel erarbeitet werden. Um mehr über das Bedürfnis nach Homeoffice zu erfahren, haben wir nun eine Umfrage unter den Mitarbeitenden gestartet.

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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