24. Juli 2020 Ingrid Diener

«Es kommt meist anders, als man denkt»

Für Nico Linggi, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des ABZ-Pandemie-Teams, ist Flexibilität in der aktuellen Krise zentral, denn mit Unvorhergesehenem ist immer zu rechnen.

Herr Linggi, Anfang Jahr begann die Berichterstattung über das Coronavirus in China. Im Zuge dessen wurde in der ABZ das Pandemie-Team gegründet. Warum?

Die Geschäftsleitung erkannte die ersten Zeichen einer raschen Verbreitung des Virus. Sie war der Meinung, dass klare Verantwortlichkeiten nötig sind, falls das Virus in der Schweiz auftreten sollte. Zudem machte die Gründung eines Pandemie-Teams auch unabhängig vom Coronavirus Sinn. So würden wir auch auf andere Ereignisse vorbereitet sein – vor einigen Jahren trat ja beispielsweise die Schweinegrippe auf. Deshalb haben wir das Pandemie-Team am 3. Februar 2020 gegründet. Rückblickend wissen wir, dass die ABZ damit früh reagiert hat.

Welche Aufgaben hat das Pandemie-Team?

Wir erstellten einen Pandemie-Plan, der beispielsweise verschiedene Ausbreitungsstadien des Virus, entsprechende Massnahmen und Verantwortlichkeiten festhält. Zudem überwachen wir die Lage, prüfen die Informationen des Bundesamts für Gesundheit und ordnen deren Bedeutung für die ABZ ein. Müssen neue Massnahmen ergriffen werden, stellen wir entsprechende Anträge an die Geschäftsleitung und kommunizieren diese daraufhin an unsere Mitarbeitenden sowie an die Bewohnerinnen und Bewohner.

«Rückblickend wissen wir, dass die ABZ damit früh reagiert hat.»

Nico Linggi, Leiter Pandemie-Team und Mitglied der Geschäftsleitung

Wer ist Teil des Pandemie-Teams?

Als Mitglied der Geschäftsleitung und Sicherheitsverantwortlicher wurde ich als Leiter des Pandemie-Teams gewählt. Ein enger Kontakt zur Geschäftsleitung war zwingend, da Entscheidungen rasch gefällt werden mussten. Daneben ist mit Patricia Zenger die Leiterin Personal vertreten, weil von einer Pandemie alle Mitarbeitenden betroffen sind. Ariel Leuenberger, Leiter Kommunikation, vervollständigt das Team, weil eine aktive, zeitnahe Kommunikation essenziell ist. Diese Zusammensetzung hat sich absolut bewährt.

Wie gut war die ABZ auf die Pandemie vorbereitet?

Die ABZ war gut auf das Coronavirus vorbereitet. Wir konnten uns an unserem Pandemie-Plan orientieren und haben so rechtzeitig reagiert: hatten beispielsweise frühzeitig Schutzmaterial bestellt und die Mitarbeitenden zum richtigen Zeitpunkt ins Homeoffice geschickt.

Bestanden Unsicherheiten?

Ja, viele. Wir befürchteten eine Zeit lang, dass ganze Stadtviertel abgesperrt würden – ähnlich wie in Italien und China. Das trat zum Glück nicht ein. Wir mussten aber einen Plan haben, wie wir in einer solchen Situation den Service für unsere Bewohnerinnen und Bewohner aufrechterhalten könnten.

«Wir befürchteten eine Zeit lang, dass ganze Stadtviertel abgesperrt würden – ähnlich wie in Italien und China.»

Nico Linggi, Leiter Pandemie-Team und Mitglied der Geschäftsleitung

Welchen weiteren Herausforderungen standen Sie gegenüber?

Zum Beispiel die Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit in den Arbeitsalltag zu integrieren und vorab zu entscheiden, welche Vorgaben welche Bedeutung für unser Unternehmen haben. Einerseits haben wir eine Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden, andererseits wollen wir unsere Dienstleistungen gewährleisten. Für alle Betroffenen die richtige Entscheidung zu treffen, ist schwierig. Der Teufel lag im Detail.

Was meinen Sie damit?

Wenn es zum Beispiel um die Nutzung des Gemeinschaftsraums geht: Darf er benutzt werden? Wenn ja, von wem? Wofür? Unter welchen Bedingungen? Wer ist für die Reinigung zuständig? Wie stellen wir sicher, dass alle Abstands- und Hygienevorgaben eingehalten werden? Da kam eine Unmenge von Fragen auf, die wir bei unseren Entscheidungen berücksichtigen mussten. Oft hatten wir ein paar Tage, manchmal nur ein paar Stunden für eine Entscheidung.

Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Die Pressekonferenz des Bundesrates mit der Kommunikation des Lockdowns. Das war bewegend. Wir sassen als Pandemie-Team gemeinsam vor dem Bildschirm, wie beim Public Viewing der Fussballweltmeisterschaft. Bereits während der Pressekonferenz starteten wir mit der Einordnung der Anweisungen und Erarbeitung der Massnahmen.

«Wichtig in so einer Krise sind eine gute Vorbereitung, kurze Entscheidungswege und Flexibilität.»

Nico Linggi, Leiter Pandemie-Team und Mitglied der Geschäftsleitung

Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dieser Zeit?

Wichtig in so einer Krise sind eine gute Vorbereitung, kurze Entscheidungswege und Flexibilität. Denn trotz aller Vorbereitung kommt es meist anders, als man denkt.

Wie haben Sie die Stimmung im Pandemie-Team und bei den Mitarbeitenden erlebt?

Im Pandemie-Team arbeiten wir super zusammen, auch der Austausch mit der Geschäftsleitung war sehr unkompliziert. Trotz einiger kritischer Stimmen am Anfang der Lockdown-Phase haben alle Mitarbeitenden an einem Strick gezogen. Und die Bewohnerinnen und Bewohner zeigten Verständnis, wenn mal etwas nicht so gut funktionierte.

Der Lockdown ist vorbei, es gibt mehr und mehr Lockerungen. Welche Themen sind für das Pandemie-Team in den kommenden Monaten aktuell?

Weiterhin den Schutz unserer Mitarbeitenden und Bewohnerschaft sicherstellen und folglich das Schutzkonzept befolgen. Die Hygienemassnahmen und der Abstand werden uns künftig weiter begleiten. Wir beobachten die Situation kontinuierlich und werden schnell und angemessen auf allfällige Veränderungen reagieren.

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Federer-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

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